Versicherer reagiert auf Euro-Schuldenkrise
Herbert Fromme , Düsseldorf
Der Düsseldorfer Versicherer Arag hat einen Teil der Bestände an Staatsanleihen Griechenlands, Irlands und Portugals zum Stichtag 31. Januar auf den Marktwert abgeschrieben.
Dabei handelt es sich um vergleichsweise kleine Summen – bei Kapitalanlagen von 5 Mrd. Euro hält Arag griechische Staatsanleihen von gerade mal 13 Mio. Euro, solche aus Portugal für 12 Mio. Euro und aus Irland für 13 Mio. Euro. Wertberichtigt wurden Papiere in Spezialfonds und im Umlaufvermögen, nicht angepackt die Anleihen im Anlagevermögen, die bis zur Fälligkeit gehalten werden sollen. Ein kleiner Millionenbetrag sei abgeschrieben worden, hieß es.
Dennoch ist das Ereignis von großer Bedeutung. Denn der Versicherer sagt damit, dass er nicht erwartet, sein Geld vollständig zurückzubekommen. Ähnlich hatte sich vergangene Woche die NordLB als erste größere Bank geäußert.
Bislang haben die Versicherer Abschreibungen auf Staatsanleihen von EU-Krisenländern gescheut. Sie fürchten, dass sie dann auch die Papiere anderer Länder wie Spanien und Italien anfassen müssten – wo es um deutlich höhere Summen geht. Die Allianz hatte im Jahresabschluss nichtrealisierte Verluste aus Staatsanleihen von 2,25 Mrd. Euro gemeldet.
Einige Versicherer dürften ähnlich abgeschrieben haben wie die Arag, doch sind die Düsseldorfer die ersten, die offensiv darüber unterrichten. Das wird in der Branche und bei Wirtschaftsprüfern eine Debatte darüber auslösen, ob Abschreibungen nicht verpflichtend sein sollten. Nach FTD-Informationen soll die heikle Frage in diesen Tagen auf einem Treffen zwischen dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, dem Institut der Wirtschaftsprüfer und der Aufsicht BaFin diskutiert werden.
Vorstandschef und Eigner Paul-Otto Faßbender sagte, Arag stehe kurz vor der Entscheidung über die Umwandlung von einer deutschen AG in eine europäische Societas Europaea (SE). „Dann würden wir unsere Töchter in Europa zu Niederlassungen machen“, sagte Faßbender. Das spare Kapital und Kosten. Arag verbuchte 2010 Prämien von 1,43 Mrd. Euro, 4,4 Prozent mehr. Der Gewinn stieg von 21 Mio. Euro auf 50 Mio. Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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