Die Leistungen bei Brillenversicherungen sind oft arg begrenzt und meistnicht ohne Haken
Friederike Krieger
Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp hielt seine Brille für unzerstörbar. Nach dem 3:1 über den FC Bayern wurde er eines Besseren belehrt. Als Mannschaftskapitän Nuri Sahin voller Überschwang in die Meute jubelnder Spieler sprang, gingen die Brillengläser des Trainers zu Bruch.
Zerstört ein anderer die eigene Sehhilfe, ist das ein Fall für die Haftpflichtversicherung. War der Brillenträger selbst unachtsam, bleibt er auf den Kosten für eine Neuanschaffung oft sitzen. Einen Zuschuss von der gesetzlichen Krankenkasse gibt es nur noch für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre und stark Sehbehinderte. Private Krankenversicherer übernehmen die Kosten für eine neue Brille zwar auch für Erwachsene, allerdings oft nur im begrenzten Umfang. Neue Augengläser kosten laut dem Zentralverband der Augenoptiker durchschnittlich 372 Euro. Bei einer Gleitsichtbrille können es auch mehr als 1000 Euro sein.
Der Abschluss einer speziellen Brillenversicherungen scheint da verlockend. In der Regel wird den Kunden gleich beim Brillenkauf ein entsprechendes Angebot unterbreitet. Die Optikerkette Apollo etwa bietet ihren Kunden in Kooperation mit der zur Munich Re gehörenden Ergo Direkt Brillenpolicen an. Geht die Sehhilfe zu Bruch oder verloren, zahlt der Versicherer die Reparatur beziehungsweise eine neue Brille. Die zwei Jahre laufende Police kostet zwischen 10 und 45 Euro, je nach Wert der Brille. Seit Beginn der Kooperation im Jahr 2001 haben Apollo-Kunden rund 3,5 Millionen Brillenpolicen abgeschlossen.
„Die Leistungen der Versicherungen sind oft begrenzt“, kritisiert Hajo Köster vom Bund der Versicherten. Bei der Apollo-Police muss der Kunde bei einer Beschädigung 20 Prozent der Kosten selbst tragen, bei Verlust bekommt er nur 50 Prozent des Kaufpreises der alten Brille erstattet. Zudem endet der Vertrag im Schadenfall. Die meisten Schäden, die in den ersten zwei bis drei Jahren auftreten, müsse der Optiker im Rahmen der Mängelgewährleistung ohnehin kostenlos reparieren, so Köster. Dazu brauche der Kunde keine Police. „Ab einem bestimmten Alter passt man auf seine Brille auf“, glaubt er. „Und nach drei Jahren kauft man sich ohnehin eine neue.“
Auf diese Kundschaft hat es der Optiker Fielmann mit seiner Brillenversicherung abgesehen, die er in Kooperation mit der Hanse Merkur anbietet. Schließt der Kunde den Vertrag ab, hat er sofort und dann wieder nach Ablauf von zwei Jahren Anspruch auf eine neue, kostenlose Brille. Zudem leistet der Versicherer bei Sehstärkenveränderungen und Beschädigung der Sehhilfe, nicht aber bei Verlust. Die Police kostet 10 Euro jährlich. Hat der Kunde eine Gleitsichtbrille, muss er 50 Euro zahlen. 4,9 Millionen Verträge hat Hanse Merkur bereits im Bestand, monatlich kommen weitere 20 000 hinzu.
Der Haken: Eine kostenlose neue Brille gibt es nur aus dem Nulltarifsegment bei Fielmann. Will der Kunde eine andere Sehhilfe, übernimmt die Versicherung nur einen Bruchteil der Kosten: bei normalen Brillen 15 Euro, bei Gleitsichtbrillen 70 Euro. Nur im Fall einer Sehstärkenveränderung oder bei Beschädigung innerhalb der ersten zwei Jahre nach Abschluss des Vertrags stockt Fielmann die karge Versicherungsleistung auf 70 Prozent des Kaufpreises der versicherten Brille auf.
Quelle: Financial Times Deutschland
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