Gothaer rüstet sich für neue Kapitalregeln

Versicherungsverein besorgt sich frisches Geld

Herbert Fromme , Köln

Der Kölner Versicherungsverein Gothaer hat sich erfolgreich bei seinen Kunden, die gleichzeitig seine Mitglieder sind, Eigenkapitalersatz besorgt. Die auf 50 Mio. Euro begrenzte nachrangige Mitgliederanleihe mit mindestens sechs Prozent Zinsen und zehn Jahren Laufzeit sei drei Tage nach Beginn der Zeichnungsfrist am 23. Mai mit 96,5 Mio. Euro fast doppelt überzeichnet gewesen, so Vorstandschef Werner Görg. Jetzt erhalten alle Zeichner Anteile für den Mindestbetrag von 5000 Euro, der Rest wird nach der Höhe der Anträge verteilt.

Die Gothaer hatte bereits 2007 eine Mitgliederanleihe platziert. Versicherungsvereine gehören ihren Kunden, haben also keine Aktionäre. Wenn sie frisches Geld brauchen, müssen sie es entweder selbst als Gewinn verdienen oder sich als Anleihe holen.

Für die Zeichner des Papiers gibt es einige Risiken. So kann es vor Ablauf der zehn Jahre nicht zurückgegeben werden. Für das Unternehmen gelten die 50 Mio. Euro als Eigenkapitalersatz. Unter den neuen Eigenkapitalregeln Solvency II, die 2013 eingeführt werden sollen, müssen die meisten Vereine ihre Kapitalbasis stärken. Anleihen sind ein wichtiges Instrument.

Der angenehme Nebeneffekt für die Gothaer: Die Vertreter konnten den Kunden ein gut verzinstes Angebot machen. Das kam auch deshalb gut an, weil die Gothaer das Geschäft mit Einmalbeiträgen 2010 fast vollständig eingestellt hat. 2009 machte es immerhin noch 360 Mio. Euro aus. „Um hier erfolgreich sein zu können, hätten wir einen Zins anbieten müssen, den wir nicht für gerechtfertigt halten“, sagte Görg. Die Beitragseinnahmen der Gruppe sanken deshalb von 4,2 Mrd. Euro auf 4,0 Mrd. Euro. Der Konzern verdiente magere 82 Mio. Euro, nach 76 Mio. Euro.

Quelle: Financial Times Deutschland

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