Rückversicherer will Prämienvolumen in den Staaten verdoppeln undNischenanbieter kaufen
Herbert Fromme , München
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re baut sein US-Geschäft deutlich aus, nachdem es lange ein Sorgenkind war und Milliarden an Finanzspritzen aus München verschlang. Bis 2014 will der zuständige Konzernvorstand Peter Röder den Umsatz im wichtigsten Versicherungsmarkt der Welt um fast 40 Prozent auf etwa 7 Mrd. Dollar steigern.
„Wir sehen im US-amerikanischen Markt für die Schadenversicherung hohe Wachstumschancen“, sagte Röder der FTD. Bis 2020 plant er eine glatte Verdoppelung auf mehr als 10 Mrd. Dollar. „Dabei wollen wir die Profitabilität noch erhöhen.“ Zukäufe von Nischenversicherern wie in den vergangenen drei Jahren sollen helfen, das Ziel zu erreichen. Damit reagiert die Gesellschaft auf die geringen Wachstumschancen im Kerngeschäft der Rückversicherung, bei dem andere Versicherungsunternehmen die Kunden sind.
Der DAX-Konzern hat eine wechselvolle Geschichte in den USA hinter sich. 1996 übernahmen die Münchner die Traditionsgesellschaft American Re, hatten vorher aber nicht alle Problemfelder gründlich genug abgeklopft. Zuerst kamen Uraltbelastungen ans Tageslicht, darunter hohe Asbestschäden. Dann bürdete das Management der Gesellschaft mit einer riskanten Politik Ende der 90er-Jahre neue Altlasten auf, die fünf Jahre später zu großen Bilanzlöchern führten. „Die Wende haben wir schon vor einigen Jahren geschafft“, sagte Röder. Als Vorstand verantwortet er seit vier Jahren das Nordamerika-Geschäft. 2009 hatte Munich Re laut Röder ein Kostensenkungsprogramm mit 100 Mio. Dollar jährlich durchgesetzt – 200 von 1200 Mitarbeitern in der US-Zentrale in Princeton im US-Bundesstaat New Jersey mussten gehen.
„Außerdem haben wir den Kunden- und Spartenmix deutlich verändert und den Maklervertrieb kräftig ausgebaut.“ Darin war die alte American Re kaum vertreten, sie machte ihr Geschäft im maklerdominierten US-Markt lieber direkt mit den Kunden. Das ist bei der inzwischen als Munich Re America arbeitenden Firma anders.
In der Rückversicherung sieht Röder Munich Re mit einem Marktanteil von fünf Prozent auf Platz zwei in den USA. Größer ist der Rivale Swiss Re, dessen Anteil bei sieben Prozent liegt. „Da ist für uns noch Luft nach oben“, sagte er. „Wir hatten Anfangs Probleme als American Re. Aber jetzt haben wir aufgeräumt und werden von Kunden und Maklern geschätzt.“ Auch nach den Schäden durch den Wirbelsturm „Irene“ sieht Röder keinen Grund, sich aus der Katastrophenrückversicherung zurückzuziehen. „Das Geschäft ist sehr profitabel“, sagte er.
Bei der jüngsten Vertragserneuerungsrunde zum 1. Juni seien die Preise um zehn Prozent gestiegen. „Eine Ratenerhöhung von zehn Prozent sehen wir auch bei den Verträgen, die zum Jahresende verhanrept werden, als unbedingt erforderlich.“ Eher will Röder den Umsatz mit lang laufenden Haftpflichtrisiken reduzieren, die notorisch sind für ihre Spätschadenprobleme.
2008 hatte der Konzern in den USA den kleinen Spezialanbieter Midland mit der Marke American Modern gekauft. 2009 folgte der Industriespezialist Hartford Steam Boiler, den der Konzern AIG verkaufen musste. Zusammen mit den bereits aktiven Industrieversicherern von Munich Re erzielen sie die Hälfte des US-Umsatzes. Dieses Geschäft mit Endkunden wird nicht über die Düsseldorfer Tochter Ergo verbucht, sondern im Segment Rückversicherung. Hartford Steam Boiler versichert die große Industrie. American Modern deckt Häuser gegen Feuer und Sturm, um Bankdarlehen abzusichern, spezielle Fahrzeuge und andere Risiken, die ein Standardversicherer nicht anpackt. „Wir wollen eine dominante Präsenz im Nischensegment der Erstversicherung erzielen“, sagte Röder. Dafür setzt er auch auf Zukäufe. Denn zurzeit liegt das Unternehmen hier auf Platz sechs.
Quelle: Financial Times Deutschland
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