Mit einem schrägen Wirrwarr von Modellrechnungen versuchen die Anbieter,Kritik an dem Produkt abzuwehren
Hartgesotten ist, wem bei solchen Bekenntnissen nicht das Herz aufgeht: „Ich habe eine Riester-Rente, und ich bin sehr glücklich damit“, sagt Peter Schwark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Er sitzt auf dem Podium in Raum 4 im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin. Schwark und Johannes Lörper vom Mathematikausschuss des GDV wollen die Öffentlichkeit von der Rentabilität der Riester-Rente überzeugen. Ausgerechnet Lörper, Vorstand des Ergo-Lebensversicherers, der mit falsch ausgewiesenen Kosten bei der Riester-Rente in die Schlagzeilen geraten ist.
Immer wieder stellen Studien infrage, dass die Riester-Rente für Anleger eine gute Sache sei. Zuletzt hatte eine Untersuchung des renommierten Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für viel Wirbel gesorgt. Die vernichtende Kritik: Die Riester-Rente bietet eine schlechte Rendite, hat zu hohe Kosten, und Kunden müssen uralt werden, damit sich die Anlage lohnt.
Ist ja alles gar nicht wahr, soll nun die Botschaft lauten. Der GDV hat mit Hilfe einer Maklersoftware eigene Zahlen ermittelt. Überraschung: Ob Singles, Alleinerziehende oder Familien, für alle rechnet sich die Riester-Rente. „Das DIW hat eine andere Sterblichkeitsannahme“, erklärt Lörper die ziemlich gegensätzlichen Ergebnisse „lohnt sich“ und „lohnt sich nicht“. Die Generalattacke versuppt im schrägen Wirrwarr von Modellrechnungen, bei denen der Normalverdiener mit 85 Jahren eine Rentabilität von 3,72 Prozent und die Alleinerziehende mit einem Kind den Breakeven mit 74 Jahren erreicht. Man weiß nicht, ob es eine Drohung oder ein Versprechen ist, wenn Lörper als Konsequenz aus der Kritik an der Riester-Rente ankündigt: „Wir bemühen uns darum, für mehr Transparenz zu sorgen.“
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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