Geräteversicherungen von Elektromärkten enttäuschen, wenn der Schadenfalleintritt
Jonas Tauber
Die Deutschen kaufen zu Weihnachten gerne elektronisches Spielzeug. Allein für dieses Jahr rechnet die Branche laut der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik mit einem Umsatz von rund 9 Mrd. Euro.
Fast alle Elektromärkte bieten mittlerweile Käufern von Smartphones und Laptops Versicherungsschutz für die Geräte an. Der Nutzwert ist fragwürdig. „Das lohnt sich höchstens bei einem sehr teuren und hochwertigen Gerät, das für den Käufer überdies einen großen emotionalen Wert besitzt“, sagt Michael Schwarz vom Finanzvertrieb MLP.
Die Geräteversicherungen springen ein bei Verschleiß oder Akkudefekt, Diebstahl, Unfall- und Stoßschäden oder Wasser- und Sandschäden. Das hört sich erst einmal ganz gut an, denn die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung von zwei Jahren greift nur bei Defekten, die auf Produktionsfehler zurückzuführen sind.
Die Höhe der Prämie hängt vom Gerätepreis ab. Für das neue iPhone in der kleinsten Variante (629 Euro) würde die Police der Anbieter Saturn und Mediamarkt für zwei Jahre einmalig 120 Euro kosten. Für Laptops gibt es denselben Schutz für vier Jahre, für Geräte der Preisklasse 451 bis 650 Euro kostet er 150 Euro.
Die Policen bergen allerdings Fallstricke. Wenn das Gerät einen Totalschaden hat oder eine Reparatur sich aus Kostengründen nicht mehr lohnt, hat der Kunde nur ein Anrecht auf Entschädigung in Höhe des Zeitwerts. Die Anbieter Saturn und Media Markt definieren den für Handys auf 100 Prozent des Neupreises in den ersten sechs Monaten, 80 Prozent vom siebten bis zum zwölften Monat und auf 60 Prozent während des zweiten Jahres nach Anschaffung. Und: Die Police verspricht lediglich gleichwertigen Ersatz. Nach Erfahrungen von Verbraucherschützern kann das auch ein Gebrauchtgerät sein.
Bei Diebstahl muss der Kunde zusätzlich einen Selbstbehalt in Höhe von 20 Prozent tragen. Das heißt: Wird das iPhone für 629 Euro nach einem Jahr gestohlen, hat der Versicherungsnehmer nur Anrecht auf Kompensation in Höhe von 40 Prozent oder 252 Euro.
„Nach meiner Einschätzung rechnen sich solche Versicherungen nicht“, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherschutzzentrale Nordrhein-Westfalen. Vor allem, weil viele Risiken schon mit der klassischen Hausratversicherung abgedeckt seien. Die greift, wenn Schäden durch Brand oder Überspannung infolge von Blitzschlag entstehen, Einbrecher oder Räuber zuschlagen. Das gilt auch für Handys und Laptops.
Die Arag bietet eine Elektronikversicherung als zusätzlichen Baustein zur Hausratsversicherung an. Die Police sichert alle Elektrogeräte in den vier Wänden ab, und zwar gegen Kurzschluss, Bedienfehler und Ungeschicklichkeit. Bei der Premiumvariante sind auch Handys und Laptops einbezogen. Allerdings kostet sie auch zwischen 13,90 und 19,90 Euro im Monat. Und ab dem dritten Jahr ist wiederum nur der Zeitwert versichert.
Quelle: Financial Times Deutschland
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