Vergleichsportale für Versicherungen weisen nach wie vor Mängel auf. Nur beiAutopolicen geben sie wirklich Orientierung. Doch Vorsicht ist angebracht
Anja Krüger
Die Internetvergleichsportale für Versicherungen setzen ihren Siegeszug fort – zumindest bei Autoversicherungen. In der vergangenen Kfz-Wechselsaison hat Schätzungen zufolge allein das Portal Check24 rund 500 000 Verträge vermittelt. Das mit großem Werbegetöse von der Assekuranz selbst gestartete Portal Transparo.de hat nach eigenen Angaben mehr als 100 000 Policen abgesetzt.
Auf andere Sparten wie Hausrat- oder Haftpflichtversicherungen ist der Funke aber noch nicht übergesprungen – auch wenn ein Angebot an Vergleichsportalen auch hier bereits vorhanden ist. „Die Nachfrage in den anderen Sparten ist nicht so groß, weil es hier keinen Stichtag für die Kündigung des Vertrags gibt“, glaubt ein Sprecher von Check24. Bei den meisten Kfz-Verträgen ist der 30. November der Stichtag, Versicherer und Vergleichsportale richten ihre Werbung darauf aus. Für Sachversicherungen investieren die Portale wenig in Onlinewerbung. „Bei einer Hausrat- oder Haftpflichtversicherung kennen viele die Kündigungsfristen nicht“, sagt er. Sie liegen in der Sachversicherung drei Monate, in der Haftpflicht einen Monat vor Ablauf des Versicherungsjahrs, außerdem können Kunden und Versicherer immer nach einem Schaden kündigen.
Die Anbieter von Versicherungsvergleichen im Internet sind virtuelle Versicherungsmakler oder Mehrfachagenten. Sie bekommen eine Provision, wenn ein Kunde über ihre Seite eine Police abschließt – nicht selten liegt die Vergütung deutlich über dem, was ein Versicherungsvertreter bekommt. Um möglichst viel Provision zu erhalten, wollen die Portale mit vielen Versicherern zusammenarbeiten. Eine komplette Marktübersicht gibt aber keines.
Bei der Suche nach einer neuen Police können die Portale eine Orientierungshilfe sein, die Nutzer allerdings mit Vorsicht nutzen sollten. Portale wie Check24, Toptarif, Finanzscout24 oder Geld.de haben eine breite Angebotspalette. Allerdings ist nicht in jeder Sparte immer ein Onlineabschluss möglich. Wer bei Check24 eine private Kranken- oder Rentenversicherung abschließen möchte, kann Angebote nicht online abrufen, sondern bekommt sie zugeschickt. „Dass beratungsintensive Produkte online abgeschlossen werden, ist noch Zukunftsmusik“, sagt der Check24-Sprecher.
Auch bei Finanzscout24 erhalten Kunden etwa bei Berufsunfähigkeitsversicherungen zunächst detaillierte Informationen. Dieses Portal vermittelt in vielen Bereichen gar nicht selbst, sondern arbeitet dazu mit einem Partner zusammen – in der Kfz-Sparte ausgerechnet mit Marktführer Check24. In zwei Sparten hat Finanzscout nur einen Produktpartner. „In der Risikolebensversicherung ist das die Hannoversche Leben, in der Krankenzusatzversicherung Ergo“, sagt Unternehmenschefin Sabine Haase. In den anderen Sparten liege die Zahl der Produktpartner aber bei 80 oder darüber. Bei Transparo ist das Angebot recht klein. Hier gibt es nur Hausrat-, private Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen. Bei Hausratpolicen haben Nutzer nicht die Möglichkeit, den Elementarschutz als Zusatzoption zu wählen. Damit versichern Kunden unter anderem Hochwasser- und Erdbebenschäden. Dass diese Option fehlt, findet selbst Geschäftsführer Wolfgang Schütz nicht gut. „Das werden wir bei der Überarbeitung unserer Tarifrechner aufnehmen“, sagt er. Im Laufe des Jahres will das Portal Wohngebäude- oder Unfallpolicen aufnehmen.
Manche Vergleichsportale wie Geld.de kreieren eigene Tarife. „Wir kooperieren mit namhaften Versicherer“, sagt ein Sprecher. Mit welchen, will er nicht sagen. Und auch Kunden erfahren nicht, bei wem sie Versicherungsschutz beantragen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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