Die Vergangenheit holt AWD und Swiss Life ein

Gewinn des Finanzvertriebs bricht wegen Rückstellungen fürRechtsstreitigkeiten ein // Schweizer Mutterkonzern hält Abschreibungen nichtfür nötig

Friederike Krieger , Köln

Der Finanzvertrieb AWD bereitet seiner Mutter, dem Schweizer Versicherer Swiss Life, derzeit kaum Freude. Die vielen Rechtsstreitigkeiten, in die AWD in Österreich und Deutschland verwickelt ist, belasteten das Ergebnis des Vermittlers. Der Gewinn brach 2011 von 49,1 Mio. auf nur 7 Mio. Euro ein. Der Grund: AWD musste 47,2 Mio. Euro an Rückstellungen für Rechtsfälle bilden. Ob diese Summe ausreicht, vermochte Swiss-Life-Chef Bruno Pfister gestern nicht zu sagen.

Kunden werfen dem Finanzvertrieb Falschberatung vor. Allein in Österreich laufen Sammelklagen von mehreren Tausend Anlegern gegen das Unternehmen. Viele Kunden hatten Geld mit Aktien des Wiener Immobilienkonzerns Immofinanz verloren und fühlen sich vom AWD über die Risiken des Investments unzureichend aufgeklärt. Bei den Klagen in Deutschland geht es oft um geschlossene Fonds.

Swiss Life hatte den von Carsten Maschmeyer gegründeten Vertrieb im Jahr 2008 für 1,2 Mrd. Euro gekauft. Bisher schon hatte der Versicherer mit seinem Engagement wenig Glück: 2008 und 2009 schrieb AWD rote Zahlen. Maschmeyer, der nach dem Verkauf von AWD an Swiss Life im Verwaltungsrat des Versicherers saß, zog sich im Dezember 2011 zurück und verkaufte seine Swiss-Life-Aktien größtenteils.

Ohne die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten hätte AWD 2011 54,2 Mio. Euro Gewinn gemacht. Die Umsatzerlöse stiegen um drei Prozent auf 560,9 Mio. Euro. „Vor allem Deutschland hat hier einen großen Beitrag geleistet, während Österreich und die osteuropäischen Märkte hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind“, sagte Swiss-Life-Finanzchef Thomas Buess. Die Zahl der AWD-Vertreter sank von 5292 auf 4932. Für die Zukunft zeigte sich Buess skeptisch.

„Das Ziel beim Vorsteuerergebnis von 80 Mio. bis 100 Mio. Euro für 2012 ist für AWD nicht mehr erreichbar“, sagte er. Buess betonte aber, dass Swiss Life keine Abschreibungen auf AWD vornehmen müsse.

Der Betriebsgewinn von Swiss Life stieg nur leicht von 694 Mio. Franken (576 Mio. Euro) auf 699 Mio. Franken. Die Prämieneinnahmen sanken von 20,2 Mrd. auf 17,1 Mrd. Franken. Swiss Life legte nur im Heimatmarkt zu. In Deutschland gingen die Prämieneinnahmen um sechs Prozent auf 1,4 Mrd. Euro zurück. Das an Swiss Life über AWD vermittelte Neugeschäft sank hierzulande von 431 Mio. auf 399 Mio. Euro.

In der Schweiz, dem Heimatmarkt der Mutter, war AWD erfolgreicher: Hier stieg das vermittelte Neugeschäft von 197 Mio. auf 386 Mio. Franken.

Quelle: Financial Times Deutschland

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