Laufende Erträge aus Kapitalanlagen gehen zurück
Herbert Fromme , Köln
Der Rückversicherer Munich Re spürt die Folgen der Niedrigzinsen. „Unsere laufende Verzinsung ging von 3,9 Prozent im ersten Quartal 2011 auf 3,6 Prozent zurück“, sagte Finanzchef Jörg Schneider gestern bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen. Das Unternehmen hat 212 Mrd. Euro angelegt, davon 183 Mrd. Euro in festverzinslichen Papieren. Damit deckt Munich Re mögliche Schäden und Ansprüche von Kunden aus der Lebensversicherung ab. Zwar sorgten Gewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren dafür, dass Munich Re eine Gesamtrendite von 4,3 Prozent erreichte, die über den vier Prozent des Vorjahres lag. Aber der Trend läuft gegen den Rückversicherer. „Bei Neuanlagen erzielen wir 2,9 Prozent“, sagte Schneider. Offensiver anlegen will er nicht. „Das Umfeld ist schwierig, die europäische Konjunktur außerhalb Deutschlands lahmt.“
Auch im operativen Versicherungsgeschäft sind die niedrigen Zinsen spürbar, vor allem in der Lebens- und Haftpflichtversicherung. Im wichtigen US-Markt hat Munich Re Haftpflichtverträge aufgegeben. Zwar seien die Preise nicht gesunken, aber angesichts der niedrigen Zinsen auf die Schadenreserven zunehmend unzureichend, sagte Vorstand Torsten Jeworrek. In dieser Sparte müssen Versicherer hohe Schadenreserven aufbauen, weil die Risiken über viele Jahre laufen – Unfallopfer in der Autoversicherung beziehen lange Renten, die Versicherung für einen Arzneimittelhersteller muss oft noch Jahrzehnte später wegen Nebenwirkungen zahlen. Sinkende Zinsen wirken sich da negativ auf den Gewinn aus.
Da die Preise für Katastrophendeckungen anziehen, ist der Konzern dennoch zufrieden. Im ersten Quartal verdiente er 782 Mio. Euro, im Vorjahr hatten das Erdbeben in Japan und andere Katastrophen für ein Minus von 948 Mio. Euro gesorgt. „Wir streben ein Konzernergebnis in der Größenordnung von 2,5 Mrd. Euro an“, sagte Schneider zum Gesamtjahr. 2011 waren es nur 712 Mio. Euro gewesen.
Für die Tochter Ergo erwartet Munich Re rund 450 Mio. Euro Gewinn. Sorgen bereitet Ergo-Chef Torsten Oletzky das rückläufige Neugeschäft in der Lebensversicherung. Wegen der niedrigen Zinsen kann er sich einen marktweiten Rückgang vorstellen. Ergo verkaufte 4,5 Prozent weniger als im ersten Quartal 2011.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo