Groupama gibt Bestand und Mitarbeiter von Gan Eurocourtage ab // Münchnerzahlen weniger als ursprünglich geboten
Herbert Fromme , Köln
Die Allianz hat sich mit dem französischen Versicherer Groupama geeinigt und übernimmt einen großen Teil des Geschäfts der Groupama-Tochter Gan Eurocourtage. Dabei übernehmen die Münchner aber nicht die Firma mitsamt Kapitalausstattung, Gebäuden und IT, sondern nur die Geschäftsbeziehungen und rund 600 Mitarbeiter.
Gan Eurocourtage verkauft vor allem über Versicherungsmakler, nicht über eigene Vertreter. Bei dem Deal geht es nur um das Schaden- und Unfallgeschäft mit rund 800 Mio. Euro Prämie, die Transportversicherung mit 300 Mio. Prämie ist ausdrücklich ausgenommen.
Die Allianz zahlt für die Übernahme knapp unter 110 Mio. Euro, hieß es in Versicherungskreisen. Das ist deutlich weniger als die 200 Mio. Euro, die sie ursprünglich gebotenen hatte. Konkurrent Swiss Re soll sogar 600 Mio. Euro geboten haben. Allerdings sind die drei Offerten schwer vergleichbar, weil es jeweils um verschieden zugeschnittene Teile von Gan Eurocourtage ging. Die Transaktion soll im vierten Quartal 2012 abgeschlossen sein und muss noch von der Aufsicht genehmigt werden.
Die Allianz baut mit der Übernahme ihr Maklergeschäft in Frankreich deutlich aus. Das Unternehmen hat bereits 8800 Maklerverbindungen. Jetzt kommen netto 2500 hinzu, nach Abzug derer, die Verträge mit beiden Versicherern haben.
Konzernchef Michael Diekmann hatte bereits 2011 angekündigt, dass Europas größter Versicherer auch durch Übernahmen von Schadenversicherern wachsen will. Die Krise werde dafür Gelegenheiten schaffen, sagte Diekmann. Genau das ist eingetreten: Wegen der Schuldenkrise ist Verkäufer Groupama in einer schwierigen Situation. Wegen hoher Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen und Aktien musste der Versicherer für 2011 einen Verlust von 1,8 Mrd. Euro melden. 2010 hatte der Gegenseitigkeitsverein noch einen Gewinn von 387 Mio. Euro erzielt. Das Unternehmen, das von regionalen Landwirtschaftskassen getragen wird, ist durch zahlreiche und nach Ansicht von Branchenkennern oft überteuerte Auslandskäufe gewachsen. Ex-Chef Jean Azéma wollte Groupama zu einem der zehn größten Versicherer Europas machen. Europas Schuldenkrise brachte den Konzern aber in Schieflage. Jetzt verkauft er Bestandteile und hat sich ein rigoroses Sparprogramm verordnet.
Die Form des Zukaufs – Übernahme von Geschäft und Mitarbeitern, nicht von Firmen – spiegelt einen Trend in der Versicherungswirtschaft. Das Hauptproblem beim Kauf von Firmen sind mögliche Altlasten. Sie verbleiben bei dieser Form des Deals beim Verkäufer.
Quelle: Financial Times Deutschland
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