Ab Jahresende zahlen Frauen mehr und Männer weniger fürRisikolebensversicherungen. Die Produkte eignen sich aber nicht für jeden
Die Versicherer rüsten zur Verkaufsschlacht. „Unisex kommt: Schnell noch Vorteile sichern“, schreibt ein Direktversicherer in einer Mail, mit der er bei Kundinnen für eine Risikolebensversicherung wirbt. „Jetzt noch schnell abschließen, bevor es zu spät ist – günstiger wird es nie wieder!“ Tatsächlich werden Risikolebensversicherungen für Frauen spätestens ab dem 21. Dezember teurer – und für Männer billiger. Ab dann dürfen Versicherer nur noch geschlechtsneutrale Tarife anbieten. Experten mahnen jedoch zur Vorsicht: „Es macht für Frauen keinen Sinn, nur wegen der Unisex-Tarife jetzt eine Risikolebensversicherung abzuschließen“, sagt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Für Männer gilt: Wer eine Risikoversicherung braucht, sollte nicht warten. Denn sonst stehen Familie oder Partner nach einem Unfall ohne finanzielle Absicherung da.
Bedarf Singles, die niemanden finanziell versorgen, können auf eine Risikolebensversicherung verzichten. Mit den Policen werden Hinterbliebene finanziell abgesichert. Anders als bei Kapitallebensversicherungen erhalten Kunden bei Vertragsende kein Geld. Sterben sie, bekommt die begünstigte Person die vereinbarte Summe. „Wer für andere finanziell sorgt, sollte eine Police haben“, sagt Weidenbach. Das gilt für Eltern mit kleinen Kindern, aber auch für Paare, die wirtschaftlich aufeinander angewiesen sind. Bei Geschäftspartnern ist die gegenseitige Absicherung ebenfalls sinnvoll. „Auch wer einen Kredit aufgenommen hat und nicht möchte, dass die Erben darauf sitzen bleiben, sollte eine Police haben“, sagt sie.
Versicherungssumme „Man sollte die Versicherungssumme nicht zu niedrig ansetzen“, sagt Weidenbach. Sinnvoll ist das Drei- bis Fünffache des Jahresverdienstes. Kunden können Policen mit einer fallenden Auszahlungssumme abschließen, etwa um ein Kredit abzusichern, den sie abzahlen. Einige Verträge sehen vor, die Summe später anzuheben.
Gesundheitsfragen Vor Abschluss wollen Versicherer wissen, welche Krankheiten der Interessent hat. „Es ist wichtig, absolut ehrlich zu sein“, sagt Weidenbach. Die Anbieter bekommen Mogeleien heraus. Bei höheren Versicherungssummen – oft ab 300 000 Euro – verlangen die Anbieter eine ärztliche Untersuchung. Wer bereits gravierende Krankheiten hatte oder hat, sollte Anträge an verschiedene Versicherer stellen oder einen Versicherungsmakler beauftragen. Der Makler kann ohne Namensnennung Angebote einholen. Die Annahmepolitik der Versicherer ist unterschiedlich. Aber wer einmal abgelehnt wurde, muss darüber Auskunft geben. Er hat kaum Chancen, einen Vertrag zu bekommen. „Dann ist eine Unfallversicherung mit Todesfallleistung eine Alternative“, sagt Weidenbach.
Kosten Je nach Anbieter können die Beiträge für dieselbe Leistung um Hunderte von Euro auseinanderliegen. Eine 40-jährige Nichtraucherin etwa bekommt eine Police über 400 000 Euro bei günstigen Anbietern zurzeit für weniger als 400 Euro, ein gleichaltriger Mann muss mindestens mehr als 110 Euro mehr zahlen. Bei starkem Übergewicht, chronischen Erkrankungen oder riskanten Hobbys wie Motorradfahren sind Risikozuschläge fällig. Viele Versicherer bieten neben Standardpolicen auch Premium-Verträge an. Manche Anbieter wie Cosmosdirekt, Europadirekt oder die Hannoversche Leben bieten in den Premiumvarianten die Möglichkeit an, die vereinbarte Summe auch vor dem Tod des Versicherten auszuzahlen – wenn er todkrank ist. Nachweisen müssen die Patienten das anhand ärztlicher Unterlagen.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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