Eigentlich wollte die britische Resolution Versicherungsbestände aufkaufenund mit Gewinn weiterverkaufen. Jetzt bleiben die Investoren auf ihnen sitzen
Herbert Fromme
Herbert Fromme , Köln
Das Geschäftsmodell schien gut, das Spitzenpersonal noch besser. Doch jetzt fürchten große Anleger des Londoner Versicherers Resolution um ihr Geld.
Immerhin hatte Gründer Clive Cowdery 2008 an strategischer Stelle bei Resolution einen gewissen John Tiner platziert. Der war vorher Chef der Finanzaufsicht Financial Services Authority (FSA). Doch jetzt hat ausgerechnet die FSA dem Geschäftsmodell ein Ende bereitet. Cowdery und die Investoren stehen vor großen Problemen, Tiner geht.
Cowdery war lange Chef der Versicherungstöchter des Mischkonzerns General Electric. 2004 erkannte er eine strategische Lücke: Immer mehr britische Versicherer wollten Lebensversicherungsbestände loswerden – zu wenig Gewinn, zu viel Ärger mit der Aufsicht, zu viel gebundenes Kapital. Cowdery gründete die erste Resolution-Gruppe. 2008 verkaufte er die Bestände für rund 5 Mrd. Pfund (6,4 Mrd. Euro) weiter – mit hohem Gewinn.
Kein Wunder, dass ihm 2008 für die Neuauflage von Resolution viel Kapital zufloss. Er kaufte Friends Provident, den größten Teil von Axa Life und weitere Bestände. Das Modell: Der Versicherer Resolution sitzt auf der Kanalinsel Guernsey mit all ihren Steuervorteilen. Er hat keine Angestellten. Die Arbeit macht als Dienstleister Resolution Operations in London für 20 Mio. Pfund Gebühr pro Jahr. Die Chefs: Clive Cowdery und John Tiner.
Jetzt will die FSA das Spiel stoppen. Durch das Konstrukt sei das Management außerhalb ihrer Kontrolle, die Kunden kaum geschützt. Cowdery muss sich fügen: Die Managementfirma wird mit dem Versicherer verschmolzen.
Viel Fantasie ist ohnehin nicht mehr in seinem Modell. Die Aktie dümpelt dahin, die niedrigen Zinsen wirken sich negativ aus. Der Halbjahresumsatz sank spürbar auf 3,6 Mrd. Pfund, der Gewinn brach um 58 Prozent auf 163 Mio. Pfund ein. Cowderys Ausstiegsplan, nämlich neue Börsengänge einmal des Teils mit aktivem Geschäft und separat des Teils nur mit Abwicklung, hat kaum Chancen. Jetzt muss Resolution weitermachen, mit einem „zusammengeschusterten Paket von nicht zueinanderpassenden Unternehmensteilen“, wie Analyst Trevor Moss von der Berenberg Bank der Financial Times sagte.
Quelle: Financial Times Deutschland
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