Kopf des Tages Herbert haasHerbert Haas hat lange auf den Börsengang vonTalanx hingearbeitet. Bald kann der Chef des Versicherers den guten Draht zuAnalysten und Ratingagenturen nutzen
Herbert Fromme
Herbert Fromme , Köln
Am Montag hatte Herbert Haas besonders gute Laune. Denn der Vorstand hatte endlich den Börsengang beschlossen – nach einem phänomenal langen Anlauf von 15 Jahren. Jetzt will Deutschlands drittgrößter Versicherer Ernst machen und im Herbst 2012 im ersten Schritt rund 16 Prozent des Unternehmens an außenstehende Aktionäre veräußern.
Auf den Börsengang haben Haas und sein Vorgänger und heutiger Aufsichtsratschef Wolf-Dieter Baumgartl lange hingearbeitet. Beide sind fest überzeugt, dass der Versicherer nur eine Zukunft hat, wenn er seiner Kernkundschaft aus der Industrie auf ihre globalen Märkte folgt. Um international auf Augenhöhe mit Allianz, Zurich oder AIG zu agieren, braucht Talanx Zugang zu den Kapitalmärkten.
Haas ist seit Mitte 2006 Konzernchef. Der Schwabe, dessen Leibgericht Linsen, Spätzle und Saitenwürstchen sind, folgte auf den sehr selbstbewussten Bayern Baumgartl. Immer noch beraten die beiden sich oft, aber Haas hat inzwischen eindeutig die Zügel in der Hand.
Haas ist ruhig, freundlich und sehr beliebt bei der Belegschaft. „Ich habe ihn nur ein einziges Mal in vielen Jahren wirklich wütend gesehen“, sagte ein Mitarbeiter. Der hoch gewachsene Mann ist verbindlich, sein schwäbischer Akzent wirkt charmant. Allerdings gilt er als äußerst ungeduldig. Nur wenn er auf Konferenzen Manuskripte vorlesen soll, wirkt Haas hölzern und weniger authentisch. Die freie Rede ist ihm lieber.
Haas ist Finanzmann, kein gelernter Versicherer. Für den Börsengang ist sein guter Draht zu Analysten und Ratingagenturen nützlich. Doch er hat in den vergangenen sechs Jahren gezeigt, dass er auch die operative Leitung eines großen Versicherungskonzerns beherrscht.
Der heute 57-Jährige wuchs in Bad Urach bei Stuttgart auf, danach ging er zum Betriebswirtschaftsstudium nach Berlin. Dort blieb er auch für die erste Stelle: Haas heuerte 1980 beim damaligen Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) an, heute Teil der Finanzaufsicht BaFin. Als Referent stand er bald in engem Kontakt mit den Managern der Branche und wollte bald schon wechseln. „Ich fand das spannender als die Aussicht, künftig die Konten K bis Z prüfen zu müssen“, sagte er später. 1982 holte ihn die Hannover Rück – Hannover Rück gehört mehrheitlich zu Talanx.
Eine Station in der Beteiligungsverwaltung folgte, fünf Jahre als Sanierer in den USA, danach Abteilungsdirektor. 1994 wurde Haas Finanzvorstand der Hannover Rück.
Dort hielt er dem damaligen Unternehmenschef Wilhelm Zeller bei seinem Expansionskurs den Rücken frei und sorgte dafür, dass Hannover Rück bei Investoren und Analysten einen guten Ruf hatte. Talanx-Konzernchef Baumgartl erkannte das Talent, 2002 holte er Haas zur Obergesellschaft.
Haas hält sich durch Laufen fit, geht gern in die Oper und tanzt. Ansonsten gibt er „meinen Beruf“ als wichtigstes Hobby an.
Bewegung an den Börsen: Seite 18
Quelle: Financial Times Deutschland
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