Policen gegen Mietausfälle und Sachschäden enthalten Stolperfallen fürVermieter. Angebotsvergleiche ordnen das Chaos
Friederike Krieger
Friederike Krieger
Dreck verkauft sich gut – das hat das Privatfernsehen schon lange herausgefunden. In diesem Sommer war RTL-Moderatorin Vera Int-Veen bereits in zweiter Staffel Mietprellern auf der Spur. Reißerische Motive sind dabei garantiert. Die Mietnomaden hinterlassen entsetzten Vermietern meist eine vollgemüllte, renovierungsbedürftige Wohnung, für die sie seit Monaten nichts mehr gezahlt haben. Das ist nicht nur der Stoff, aus dem Reality-Shows gemacht werden, sondern auch Versicherungen.
Mietnomadenpolicen richten sich an Vermieter, die Angst vor Zechprellern und Messies haben, aber nicht RTL-Moderatorinnen auf ihre Mieter loslassen wollen. Bisher hat nur eine Handvoll Versicherer solche Verträge im Programm. Dennoch ist es für Vermieter schwer, unter den Angeboten die passende Police zu finden. Die Bedingungen sind kompliziert und die Unterschiede zwischen den Leistungskatalogen groß. „Es ist kein einfaches Produkt“, sagt Michael Kuhlmann von MMK Assekuranzmakler.
Die Policen der Helvetia und der Grundeigentümer-Versicherung decken Mietausfälle, aber keine Sachschäden durch Mietnomaden ab. Im Gegensatz zu den anderen Angeboten sind die Verträge keine eigenständigen Policen, sondern Zusatzbausteine zur Gebäudeversicherung. Die Schwarzmeer und Ostsee Versicherung versichert dagegen in erster Linie Sachschäden. Die R+V und die Rheinland-Versicherungen kommen für Mietrückstände, Entrümpelung und Sanierung sowie für Mietausfälle während der Renovierung auf.
Die Police der Rheinland-Versicherungen glänzt durch ihren niedrigen Preis. Schutz für sechs Monate Mietausfall kostet rund 51 Euro im Jahr, für zwölf Monate Absicherung werden knapp 79 Euro fällig. Für Hilfe bei Sachschäden müssen Vermieter je nach gewünschter Versicherungssumme zusätzlich zwischen 28 und 35 Euro zahlen. „Der Versicherer zahlt nötige Renovierungen aber nur, wenn es vorher zu einem Mietausfall gekommen ist“, erklärt Kuhlmann. Das ist nicht immer der Fall. So ist denkbar, dass ein Messie zwar die Wohnung vollmüllt und verdreckt, die Miete aber pünktlich ankommt, weil das Sozialamt zahlt.
Kuhlmann favorisiert daher Policen wie die der R+V, die Sachschäden unabhängig vom Mietausfall bezahlen. Sie haben aber ihren Preis. Die billigste Variante mit 5000 Euro Versicherungssumme kostet bei der R+V 124 Euro, für die teuerste Variante mit 15 000 Euro Deckung werden 264 Euro fällig. „Bei der R+V-Police besteht die Gefahr der Unterdeckung“, erklärt Kuhlmann. Denn die maximal mögliche Versicherungssumme von 15 000 Euro für Mietausfälle und Sachschäden ist nach seiner Ansicht zu knapp bemessen.
„Bei der Renovierung einer 70 Quadratmeter großen Wohnung, in der ein Messie gewohnt hat, werden schnell 20 000 Euro fällig“, sagt er. Die Rheinland-Versicherungen bieten dagegen allein für Sachschäden eine maximale Versicherungssumme von 30 000 Euro, für Mietausfälle kommt eine separate Deckungssumme bis zu 10 000 Euro hinzu. Bei den meisten Policen gibt es neben der Deckelung der maximalen Entschädigung auch noch Selbstbehalte, meist in Höhe von drei Monatsmieten.
Gerold Happ von der Eigentümerschutzgemeinschaft Haus & Grund warnt Vermieter davor, sich zu viel von den Policen zu versprechen. „Eine Versicherung gegen Mietnomaden kann sinnvoll sein“, sagt er. „Vermieter sollten sich aber im Klaren sein, dass sie keinen Rundumschutz bietet.“ Deshalb sei es nach wie vor wichtig, mittels Bonitätsauskünften dafür zu sorgen, sich erst gar keine Mietpreller ins Haus zu holen. Vermietern, die eine Police abschließen wollen, rät Happ, genau darauf zu achten, ab wann die Deckung greift. „Manchmal zahlen die Anbieter erst dann, wenn der Vermieter sich durch die Instanzen geklagt und einen rechtskräftigen Titel erworben hat“, sagt er. Das ist etwa bei der Helvetia und der Grundeigentümer-Versicherung der Fall. Hier gibt es erst dann Geld, wenn der Mieter trotz Klage, Urteil und Vollstreckung nicht zahlt. Bis es so weit ist, können Jahre ins Land gehen.
Vermieter sollten sich rechtzeitig um eine Police bemühen. Viele kümmerten sich oft erst dann um eine Absicherung, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, sagt Kuhlemann. „Viele potenzielle Kunden haben bereits Probleme mit stockenden Mietzahlungen oder schon Anhaltspunkte, dass ihr Eigentum verwüstet worden ist“, sagt er. Eine Police bekommen sie dann nicht mehr.
Quelle: Financial Times Deutschland
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