Finanzministerium schaltet Headhunter ein
Herbert Fromme
Herbert Fromme , Köln
Das Bundesfinanzministerium hat nach FTD-Informationen die Personalberatung Egon Zehnder damit beauftragt, einen neuen obersten Kontrolleur für Versicherungen bei der Finanzaufsicht BaFin zu finden. Die Suche in der Ministerialbürokratie sei gescheitert, hieß es. Jetzt soll sich Zehnder auf Manager aus der Assekuranz konzentrieren.
Seit Juni wird gesuchtDer Fall zeigt, wie schwer sich die BaFin damit tut, Anwärter für einen Top-Aufsichtsposten in den eigenen Reihen aufzubauen. „Wir brauchen einen Experten, der sich sehr gut mit der Versicherungswirtschaft auskennt, eine große Behörde leiten kann, ordentlich Englisch spricht und international auch eine gute Figur macht“, sagte ein Insider.
Zehnder suche vor allem in zwei Kategorien. Entweder solle ein Ex-Vorstand angeheuert werden, der aufsichtsrechtlich „sauber“ gearbeitet hat und seit zwei Jahren nicht mehr im Amt ist. Die Alternative ist ein jüngerer Kandidat aus der zweiten Reihe.
Der Posten ist seit Juni vakant. Damals wechselte die Karrierebeamtin Gabriele Hahn nach nur 17 Monaten von der Versicherungsaufsicht in die Leitung der inneren Verwaltung.
Seitdem hat BaFin-Chefin Elke König zusätzlich auch die Aufsicht über die Versicherer. König gilt als Expertin: Sie war lange Jahre Finanzchefin der Hannover Rück – und machte somit vor, dass Brancheninsider an die Spitze der Aufsicht rücken können. Außerdem hat König erreicht, dass Top-Personal der BaFin nicht mehr unbedingt nach Regeln des öffentlichen Dienstes bezahlt wird. Sie soll 230 000 Euro verdienen. Das entspricht dem Gehalt eines Bundesbankvorstands und ist rund doppelt so hoch wie das Salär ihres Vorgängers Jochen Sanio.
Verantwortungsvoller Job Doch Königs Doppelrolle gilt als nicht mehr länger tragbar. Die Versicherungsaufsicht verlangt hohe Aufmerksamkeit: Kunden sollen vor möglichen Folgen von Pleiten in der Branche geschützt werden. Die Versicherer leiden heftig unter den Niedrigzinsen, zudem führt die EU derzeit europaweit neue Aufsichtsregeln ein. Die neue europäische Versicherungsaufsicht EIOPA steckt ihre Zuständigkeiten im Ringen mit den nationalen Behörden gerade erst ab.
Einen sehr guten Ruf hatte der Vorgänger Thomas Steffen, der heute Staatssekretär im Finanzministerium ist. Der gelernte Jurist leitete von 2002 bis 2010 die Versicherungsaufsicht. Steffen hatte wenig Erfahrung mit der Assekuranz, arbeitete sich aber schnell ein und agierte auch international geschickt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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