Die meisten Autofahrer können dreistellig an der Versicherung sparen, selbstwenn sie schon bei einem Online-Anbieter sind
Herbert Fromme
Herbert Fromme
Die Suche nach einer billigeren Autoversicherung lohnt sich. „Mehr als die Hälfte der internetaffinen Kunden findet bei einer Onlinesuche einen günstigeren Versicherer“, sagt Horst Müller-Peters, Professor für Marktforschung und Kundenverhalten am Institut für Versicherungswesen der Fachhochschule Köln.
Die Ersparnis macht 106 Euro bis 142 Euro aus, fanden 500 Tester bei einer empirischen Studie zu Onlinevergleichsportalen heraus. Der Zeitaufwand ist überschaubar: „Ich muss zehn bis 20 Minuten investieren, wenn ich die Unterlagen schon zusammengesucht habe“, sagt Müller-Peters. Der durchschnittliche Zeitaufwand betrage 12,8 Minuten.
Müller-Peters legt seine Untersuchung genau zur heißen Phase der Wechselsaison 2012/2013 vor. Bis Ende November können Autofahrer ihre Verträge kündigen und eine neue Police abschließen – wenn ihr Anbieter nicht tückischerweise die sogenannte Hauptfälligkeit vom 1. Januar auf einen anderen Termin gelegt hat, beispielsweise den 1. Dezember. Der Kündigungstermin liegt dann einen Monat vorher. Die Studie wurde von der HUK-Coburg über das von ihr gegründete Goslar-Institut gefördert. Die HUK-Coburg ist der größte Eigner des Vergleichsportals Transparo. Müller-Peters sei aber eine ausgewogene und neutrale Untersuchung gelungen, bestätigten Vertreter von Transparo-Konkurrenten bei der Vorstellung der Arbeit.
Nach Angaben von Branchenteilnehmern wird die jetzt laufende Wechselsaison besonders heftig. „Wir erwarten ein sehr starkes Geschäft“, sagt Björn Weikert, Vorstand bei Check24 – mit 520 000 vermittelten Verträgen 2011 der Marktführer. „Die Versicherer kommen mit Preiserhöhungen, die in Einzelfällen 20 Prozent erreichen.“ Außerdem führte die Branche neue Typ- und Regionalklassen ein. „Wir werden eine Flut an Kündigungen und Neuabschlüssen sehen.“ Weikert hält das Sparpotenzial für noch höher als in der Studie ermittelt. „Bei einem durchschnittlichen Kunden liegt es über 200 Euro.“ Auch Jürgen Cramer von Autoversicherung.de glaubt an eine Wechselwelle, weil bei 59 Prozent der Fahrzeuge die Typklasse geändert wurde – mit entsprechenden Preisanpassungen.
Internetvergleichsportale spielen eine immer größere Rolle. Hier gibt der Kunde nur einmal seine Daten ein und erhält Angebote von zahlreichen Versicherern. Müller-Peters hat von den 500 Autofahrern 1500 Tarifberechnungen durchführen lassen. Darunter waren fünf gewerbliche Vergleichsportale, zwei nicht gewerbliche Portale und zum Vergleich drei Direktversicherer. Fast alle sind auf den ersten Blick kostenlos.
Nur die Stiftung Warentest verlangt 16 Euro für Test.de, außerdem muss der Nutzer sich anmelden. „Dafür gibt es neutrale Beratung und besonders günstige Tarife“, sagt Müller-Peters. Außerdem bietet der Bund der Versicherten mit dem Dienstleister NAFI die nicht gewerbliche Plattform Insurancestation.de an.
Die fünf gewerblichen Portale Autoversicherung.de, Check24, Geld.de, Ino24.de und Transparo leben von Provisionen, die von 45 Euro bis zu 100 Euro reichen können. Diese Provision zahlt der Kunde – sieht sie aber nicht. „Noch nicht einmal jeder zweite Nutzer weiß, wie Vergleichsportale sich finanzieren“, sagt Müller-Peters.
Auch die Breite des Angebots wird überschätzt. So ist die Allianz nicht im Angebot von Transparo, die HUK-Coburg mit ihrem Direktanbieter HUK24 nicht bei Check24. „Vorbildlich in der Transparenz sind Transparo, Check24 und Autoversicherung.de“, sagt Müller-Peters. Hier erfahren die Kunden auf der Startseite, welche Versicherer im Vergleich sind.
Punkte machten Portale, die besonders nutzerfreundlich sind. Check24 und danach Transparo stechen hervor. „Noch nutzerfreundlicher ist aber der Auftritt des Versicherers HUK24, was für viele Tests die fehlende Auswahl kompensieren kann“, berichtet Müller-Peters. „Verärgerungspotenzial“ liefern der Umgang mit Daten und die Gebührenpolitik. „Bei Geld.de bemängeln die meisten Tester die umfangreiche Abfrage persönlicher Daten, darüber hinaus gibt es Zweifel an Seriosität und Datensicherheit“, sagt Müller-Peters.
Geld.de gehört zur Unister-Holding, die wegen ihrer aggressiven Methoden immer wieder Schlagzeilen macht. Bei Test.de bemängeln die Probanden trotz des besten Tarifangebots die Kosten von 16 Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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