Rückversicherer warnen vor 2013. Preise von Kfz-Policen für Endkunden steigenvoraussichtlich um rund 3,5 Prozent
Herbert Fromme
Herbert Fromme , Baden-Baden
Die bislang in weiten Teilen krisenfeste Versicherungsbranche wird wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase zunehmend in den Sog der Verwerfungen an den Finanzmärkten gezogen. „Die Kapitalerträge der Versicherer werden ab 2013 sinken“, sagte Ludger Arnoldussen, Vorstandsmitglied beim weltgrößten Rückversicherer Munich Re. Das trifft nicht nur die Lebensgesellschaften, sondern auch die Schadenversicherer.
Noch sind deren Kapitalerträge vergleichsweise hoch – weil die Assekuranz immer noch viel Geld in höher verzinsten Anleihen aus früheren Jahren investiert hat. Aus diesen Zinsen sowie Gewinnen aus dem Verkauf solcher Papiere können die Versicherer auch im Jahr 2012 noch gute Erträge erzielen. Doch die älteren Hochzinspapiere laufen nach und nach aus oder sind bereits verkauft.
Die niedrigen Zinsen stellten die derzeit noch starke Kapitalbasis der gesamten Branche zunehmend auf die Probe, sagte Arnoldussen beim Rückversicherungstreffen in Baden-Baden. Traditionell treffen sich Rückversicherer und ihre Kunden dort Ende Oktober für Vertragsverhandlungen, um die Konditionen für das kommende Jahr auszuhandeln – sechs Wochen nach dem Treffen in Monte Carlo, bei dem erste Grundzüge besprochen werden.
Die Zinsen sind aber nicht das einzige Problem: „Außerdem führt der starke Anstieg der Pflegekosten zu einer Erhöhung der schweren Personenschäden“, warnte Arnoldussen. Das werde oft unterschätzt. Zusammen mit den niedrigen Zinsen führe die medizinische Inflation – steigende Kosten für Behandlungen und Medikamente – von neun Prozent pro Jahr dazu, dass die Reserven für langfristige Personenschäden bei vielen Versicherern zu niedrig seien. Sein eigenes Unternehmen nahm er davon aus. Diese Faktoren müssten in die Preiskalkulationen eingehen, verlangte Arnoldussen.
Trotzdem können Erstversicherer wie die Allianz oder HUK-Coburg für 2013 von unveränderten Bedingungen für ihren eigenen Versicherungsschutz, die Rückversicherung, ausgehen. „Preise und Bedingungen werden weitgehend stabil bleiben“, sagte Arnoldussen. Nur in der Haftpflicht setze sich der leichte Erhöhungstrend fort.
Optimistischer zeigte sich der Rivale und Marktdritte Hannover Rück, zumindest für den deutschen Markt. „Wir rechnen mit Ratensteigerungen und einer erhöhten Nachfrage nach Rückversicherungsschutz“, sagte Vorstand Michael Pickel, Chef der nur in Deutschland aktiven Tochter E+S Rück. Sie ist hierzulande größter Rückversicherer von Kraftfahrtrisiken. In der Sparte erwartet Hannover-Rück-Manager Andreas Kelb für 2013 einen Anstieg der Tarife für Endkunden um sieben Prozent. Allerdings rücken viele Fahrer beim Schadenfreiheitsrabatt nach oben. „Beim Kunden werden die sieben Prozent mit einer Erhöhung der Durchschnittsprämie um 3,5 Prozent von 367 Euro auf 380 Euro pro Jahr ankommen“, sagte Kelb. Das sei der Wert für Haftpflicht- und Kaskodeckungen zusammen.
Munich-Re-Vorstand Arnoldussen sagte, das Unternehmen habe in der Rückversicherung von Sturmrisiken seine exponierte Stellung in Europa in den vergangenen Jahren wegen der sinkenden Preise reduziert. Mitte des Jahres hatten Kunden moniert, dass Munich Re mit groben Methoden Preiserhöhungen von 100 Prozent in der Sturmversicherung durchsetzen wollte. Arnoldussen sagte, Munich Re habe keine Verdoppelung von allen Kunden verlangt. „Zu einzelnen Kundenbeziehungen kann ich hier nichts sagen“, so Arnoldussen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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