Zurich entdeckt Mittelstand für sich

Nach herben Verlusten durch Berufshaftpflichtpolicen für Krankenhäuser sortiert sich der Versicherer neu. Zurich will künftig vor allem mit mittelständischen Metallverarbeitungsbetrieben, Dienstleistungsunternehmen und Immobiliengesellschaften ins Geschäft kommen.

Der Versicherer Zurich will sich künftig stärker auf mittelständische Kunden konzentrieren. „Wir wollen das Mittelmarkt-Segment künftig fokussiert angehen“, sagte Ralph Brand. Er ist seit Anfang März 2012 Chef von Zurich Deutschland und im Vorstand für das Sachversicherungsgeschäft verantwortlich.

Zurich wolle nicht nach dem Gießkannen-Prinzip verfahren, sondern sich auf Deckungen für spezielle Branchen anbieten, wo der Versicherer einen Mehrwert sieht, sagte Brand. „Wir wollen einen Rundum-Schutz für Mittelständler anbieten, der die Hauptrisiken ihrer Industrie abdeckt“, sagte er. Als mögliche Zielgruppe nannte er metallverarbeitende Betriebe, Dienstleistungsunternehmen und die Immobilien-Branche.

Mittelständische Gewerbekunden sind für Versicherer ein einträgliches Geschäft. Die  Industrieversicherung und das Mittelstandssegment zusammengenommen kommen auf rund 30 Mrd. Euro Prämieneinnahmen, während der gesamte deutsche Sachversicherungsmarkt rund 58 Mrd. Euro ausmacht. „Die große Masse ist das Mittelstandsgeschäft“, sagte Brand. „Da sind die Prämien, dort wollen wir die Marktchancen nutzen.“

Zurich verfüge in diesem Segment bereits über ein „signifikantes Buch“, hält es aber für ausbaufähig. In der Sachversicherung habe Zurich einen Marktanteil von rund 4 Prozent. „Wir sind aber im Privatkundensegment stärker als im Mittelstand“, sagte Brand. „Diesen Zahlen wollen wir uns auch im Mittelstand nähern.“

Von den Sparten her betrachtet sieht er vor allem bei der Managerhaftpflicht noch Wachstumspotential. Viele Mittelständler hätten noch keine D&O-Versicherung abgeschlossen. „Das ist sicherlich eine der Sparten, die stärker in den Fokus rücken werden“, sagte Brand. Auch bei internationalen Versicherungsprogrammen sieht Brand Geschäftschancen. „Es gibt einen starken Bedarf an internationalen Lösungen für den Mittelstand“, sagte er. Viele Mittelständler würden international immer aktiver. Zurich könne sie wegen seiner stark internationalen Ausrichtung dabei gut begleiten.

Zurich war zuletzt in die Schlagzeilen, weil sich das Unternehmen mit Haftpflichtpolicen für Mediziner und Architekten verrechnet hatte. Der Versicherer hatte jahrelang die Policen zu Dumpingpreisen verkauft hatte und das Ausmaß an Schäden unterschätzt. Der Versicherer musste seine Schadenreserven jüngst um 550 Mio. Dollar aufstocken, was das Ergebnis der Zurich im dritten Quartal schwer belastete. Als Konsequenz musste Deutschland-Chef Eduard Thometzek gehen, Brand wurde sein Nachfolger. Anfang Dezember wurde bekannt, dass mit Bernd Dedert, Stefan Kutz und Jürgen Schulz noch drei weitere Zurich-Vorstände ihren Hut genommen haben.

Aus der Versicherung von Krankenhäusern hat sich die Zurich inzwischen komplett zurückgezogen. „Von der strategischen Ausrichtung her haben wir nicht die Möglichkeit gesehen, diesen Bereich so zu gestalten, dass er für uns sinnvoll ist“, sagte Brand. Vom Prämienaufkommen sei es aber zu verschmerzen. Die Haftpflicht für Krankenhäuser hätte nur rund zwei Prozent der Beiträge in der Sachversicherung ausgemacht.

Nach den schlechten Erfahrungen in der Berufshaftpflichtversicherung will Zurich alle Versicherungssparten im Haus noch mal kritisch prüfen. „Wir haben das zum Anlass genommen, noch mal in alle Bereiche genau hineinzuschauen“, sagte Brand. Ergebnisse gebe es allerdings noch nicht.

Abgesehen vom Mittelstand will sich Zurich auch stärker auf das Privatkundensegment konzentrieren. Potential sieht Brand etwa in der Unfallversicherung, bei Berufsunfähigkeitspolicen und der Abdeckung biometrischer Risiken.

Vorsichtiger agieren will er im Kfz-Bereich und in der Wohngebäudeversicherung. In diesen Bereichen schreibt die Branche schon seit Jahren versicherungstechnisch rote Zahlen. „Die Profitabilität ist verbesserungsfähig“, sagte Brand. Zurich werde sich hier die Risiken genauer anschauen und falls nötig auf höhere Prämien oder alternativ eingeschränkte Bedingungen und Selbsthalte bestehen.

Um den neuen Kernzielgruppe Mittelstand und Privatkunden besser gerecht zu werden, will Zurich auch an seiner internen Struktur arbeiten. Die Versicherung von Privatkunden und Mittelstand, die bisher eher über die Vertriebsbereiche wie Makler oder Ausschließlichkeitsvertrieb organisiert waren, sollen wie die Industrieversicherung auch eigenständige Segmente werden – was auch Umbauten im Vorstand nötig macht.

So soll es zum Beispiel keinen gesonderten Vorstand für den Vertrieb mehr geben, da dessen Aufgaben in die einzelnen Segmente eingearbeitet werden. Das war früher die Aufgabe des bereits ausgeschiedenen Managers Bernd Dedert.

Quelle: Capital.de

 

 

 

 

 

 

 

 

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