Neue Typ- und Regionalklassen, veränderte Schadenfreiheitssysteme, Unisex-Tarife – das neue Jahr bringt etliche Änderungen in der Autoversicherung mit sich. Für viele Fahrer werden die Prämien teurer.
Viele Autofahrer haben in den vergangenen Wochen Post von ihrem Versicherer bekommen. Die unerfreuliche Botschaft: Die Prämien für die Kfz-Police steigen. „Insgesamt betrachtet wird es 2013 für Autofahrer teurer“, sagt Daniel Friedheim vom Vergleichsportal Check24. In Einzelfällen können die Preissteigerungen bei 20 bis 30 Prozent liegen. Capital erklärt, woran das liegt und was Autofahrer dagegen tun können.
Jedes Jahr überprüfen die Versicherer die Regional- und Typklassen der rund 22.000 Pkw-Modelle in Deutschland und passen sie an, falls sie Handlungsbedarf sehen. Diese Klassen bilden die Schadenentwicklung einer Region und eines Fahrzeugtyps ab und beeinflussen die Prämie, die ein Autofahrer zahlen muss.
In der Kfz-Haftpflichtversicherung erhält 2013 rund die Hälfte aller Fahrzeuge eine neue Typ-Klasse. In der Vollkaskoversicherung sind es knapp 45 Prozent und in der Teilkaskoversicherung etwas mehr als die Hälfte. Es kann passieren, dass ein Autofahrer sich um mehrere Stufen verschlechtert, obwohl er immer noch dasselbe Auto fährt.
„Dass heißt aber nicht, dass sich automatisch auch die Prämie erhöht“, gibt Friedheim zu bedenken. Denn nicht nur die übergreifende Statistik, sondern auch die individuelle Schadenhistorie eines Autofahrers ist für den Gesamtpreis der Police maßgeblich. So kann ein zusätzliches schadenfreies Jahr eine Verschlechterung in der Typklasse wieder wettmachen. Ob sich die Einstufung eines Wagens verändert hat, können Autofahrer auf der Seite www.typklassen.de des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nachlesen.
Die Regionalklassen ändern sich 2013 in der Kfz-Haftpflichtversicherung für rund 30 Prozent der Fahrzeuge. Preiswertester Zulassungsbezirk ist demnach der Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg, teuerster die Stadt Kaufbeuren in Bayern. In der Vollkaskoversicherung ändert sich die Regionalklasse für knapp 18 Prozent der Fahrzeuge, bei der Teilkasko für rund 22 Prozent.
Die Regionalklassen-Empfehlungen des GDV sind aber kaum noch von Bedeutung. „Viele Versicherer folgen den Vorschlägen nicht, sondern verwenden die Postleitzahl des Autofahrers als Berechnungsgrundlage“, sagt Friedheim. So muss ein Autofahrer aus Berlin-Kreuzberg, wo des öfteren ein Wagen brennt, mehr zahlen als ein Fahrer aus Berlin-Wannsee, obwohl beide in der gleichen Stadt wohnen.
Auch die Schadenfreiheitsklassen befinden sich im Umbruch. Sie spiegeln die individuelle Schadenhistorie des Fahrers wider. Je länger er unfallfrei fährt, desto höher steigt der Versicherte im Schadenfreiheitssystem und desto weniger Prämie muss er zahlen. Der GDV hat vorgeschlagen, die Zahl der Schadenfreiheitsklassen von 25 auf 35 zu erhöhen – was einige Gesellschaften für 2013 auch schon umgesetzt haben. Andere bewegen sich weiterhin im alten System. Das führt dazu, dass Kfz-Policen noch schwerer vergleichbar sind als zuvor.
Es gilt: Mehr Schadenfreiheitsklassen sind nicht unbedingt von Vorteil. Auf den ersten Blick scheint die neue Situation zwar vorteilhaft. Wer lange unfallfrei gefahren ist und in der höchsten Schadenfreiheitsklasse ist, muss bisher nur noch 30 Prozent des Grundbetrags zahlen. Nach dem neuen Modell sind es 20 bis 25 Prozent. „Allerdings steigen auch die Grundbeiträge“, sagt Albert Gottelt vom 1A Verbraucherportal. In der Konsequenz fahren Kunden mit dem neuen System nicht unbedingt billiger, sondern müssen teilweise sogar draufzahlen.
Mit den neuen Schadenfreiheitsklassen fällt auch der kostenlose Rabattretter weg. Dieses Instrument konnten Kunden nutzen, um nach einem Unfall höhere Prämien zu vermeiden. Jetzt gibt es meist nur noch einen Rabattschutz gegen Aufpreis.
Ab dem 21. Dezember 2012 dürfen Versicherer im Neugeschäft nur noch Tarife anbieten, die nicht nach dem Geschlecht unterscheiden. In der Konsequenz ändern sich die Preise für viele Versicherungen. In der Kfz-Sparte hat das aber eher überschaubare Auswirkungen, glaubt Friedheim. In der Sparte gibt es etwa 40 Merkmale, die über die Höhe der Prämien entscheiden. „Das Geschlecht war eins davon, aber nie das ausschlaggebende Merkmal“, sagt er. Allenfalls in Kombination mit dem Alter hat es die Prämie beeinflusst. So mussten junge Fahrerinnen bisher weniger für eine Police zahlen als junge Männer, weil sie weniger Unfälle bauen. Schließen sie im neuen Jahr eine Police ab, werden sie tiefer in die Tasche greifen müssen.
Normalerweise können Kunden nur bis Ende November ihre Verträge kündigen und eine neue Police abschließen, sofern ihre Versicherung den 1. Januar als Hauptfälligkeit vorsieht. Wem aber später noch ein Brief mit einer Beitragserhöhung ins Haus flattert, kann innerhalb von einem Monat von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und sich einen neuen Versicherer suchen. Das Problem: Die Versicherer verschicken diese Briefe oft erst Ende November oder Anfang Dezember, wenn die alljährliche Wechselsaison schon vorbei ist. „Dann ist es schwer, noch ein Schnäppchen zu machen“, sagt Friedheim. Besonders günstige Konditionen bieten Kfz-Versicherer nur bis Ende November an, danach steigen die Preise im Neugeschäft wieder.
Wer trotzdem sparen will, sollte auf unnötige Leistungsbestandteile verzichten, rät Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ein Beispiel ist der Insassenunfallschutz. Der greift, wenn Personen im Fahrzeug bei einem Unfall verletzt oder getötet werden. Für Schäden, die Mitfahrern zugefügt werden, kommt nämlich schon die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers auf. Er selbst ist darüber zwar nicht versichert. „Aber wenn der Fahrer vernünftig vorgesorgt hat und über eine Berufsunfähigkeitspolice und eine private Unfallversicherung verfügt, dann braucht er keinen zusätzlichen Schutz“, sagt sie. Durch einen Verzicht auf einen Insassenunfallschutz lassen sich 20 bis 30 Euro Prämie sparen.
Zudem rät Weidenbach, die Prämien jährlich zu zahlen. Denn bei monatlicher Überweisung erheben die Versicherer Ratenzahlungszuschläge.
Quelle: Capital.de
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo