Meinung am Mittwoch Die D&O-Versicherer werden gerade verstärkt zur Kasse gebeten. Im VW-Dieselskandal legen sie die Rekordsumme von 270 Mio. Euro auf den Tisch, um sich zu vergleichen. Im Fall Wirecard verlangt der frühere CEO Markus Braun von den Gesellschaften die Übernahme der Abwehrkosten seiner Verteidigung in Millionenhöhe. Die hohen Schäden wirken aber nicht nur belastend auf die beteiligten D&O-Versicherer, sondern stärken auch das Vertrauen der versicherungsnehmenden Industrie in die Anbieter.
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Reputationsfördernd?
Bei einem Prämienvolumen von 650 – 800 Mio. € (je nach Quelle) ist eine Schadenzahlung von 270 Mio. € ein sehr stattlicher Anteil. Die Funktion des „Bilanzschutzes“ ist m.E. mehr als zweifelhaft, für VW ist es eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Ob VW nun versichert gewesen wäre oder nicht, spielt für VW keine Rolle und deckt auch nur einen marginalen Anteil des Schadens von VW. Und auch die Auswirkung auf den Gewinn von 8,8 Mrd. € ist nur geringfügig. Natürlich muss VW gegenüber den Managern etwas einfordern, es hat m.E. aber weniger den Charakter einer Entschädigung oder eines Bilanzschutzes. Es dürfte eher als erzieherische Maßnahme gedacht sein.
Ein Mittelständler äußerte sich mir gegenüber vor wenigen Tagen empört darüber, dass „unsere Prämien“ (d.h. der vielen Versicherungsnehmer des Mittelstandes, für die eine D&O vielleicht eine wirkliche Bedeutung hat) für so etwas verschwendet werden. Diese Sichtweise ist legitim und ob es sich bei der Zahlung wirklich um eine reputationsfördernde Maßnahme der Versicherungswirtschaft handelt, kann man auch in Frage stellen.
Reputationsfördernder und respektabel wäre ein anderes Verhalten bei den Betriebsschließungsversicherungen gewesen. Ich erinnere an den Münchener Hagelschaden aus 1984. Ist schon eine Weile her. Damals haben die Versicherer sehr schnell erklärt, dass Hagel bei der Gebäude-Sturm-Versicherung als mitversichert gilt, obwohl die Deckung bis zu diesem Zeitpunkt bedingungsgemäß noch nicht enthalten war. Das hat viele – auch mich beeindruckt – und war wirklich reputationsfördernd. Heutzutage scheint ein derartiges Verhalten kaum noch vorstellbar – leider……