Nach dem Mega-Kunstraub im Pariser Louvre suchen Ermittler nach den Tätern. Die Schadenhöhe ist noch nicht bekannt, die französische Regierung spricht von einem „unschätzbaren kulturellen Verlust“. Spannend dürfte sein, ob es eine Versicherung für die gestohlenen Stücke gibt – schließlich sind staatliche Sammlungen oftmals gar nicht privat abgesichert. Der Kunstversicherungsexperte Stephan Zilkens rechnet nicht damit, dass die gestohlenen Stücke auf dem Schwarzmarkt auftauchen.

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Nach dem Einbruch am 19. Oktober 2025 in das meistbesuchte Museum der Welt, den Louvre in Paris, rückt neben den Ermittlungen auch die Absicherung der gestohlenen Kunstwerke in den Fokus.
Medienberichten zufolge gelangten vier Täter während der regulären Öffnungszeit in die Galerie d’Apollon, aus der sie mehrere Schmuckstücke aus dem französischen Kronjuwelbestand entwendeten. Der Vorgang dauerte vier bis sieben Minuten, die Diebe sind weiterhin flüchtig. Aktuell ist der Louvre geschlossen.
Schadenhöhe bislang unbekannt
Über die Schadenhöhe ist bislang nichts bekannt, auch Sprecher des Museums haben sich noch nicht öffentlich geäußert. „Da die einzelnen Stücke bisher noch nicht genau beschrieben sind, ist es extrem schwer, eine Bewertung vorzunehmen“, sagte Stephan Zilkens vom Kölner Spezialmakler Zilkens Fine Art, dem Versicherungsmonitor. Die Bandbreite der Schätzungen dürfte groß sein, je nachdem, in welchem Umfang die historischen Bezüge mit in die Bewertung einfließen. „Ganz grob dürfte der Schaden in der Größenordnung von Dresden liegen, also irgendwo zwischen 40 Mio. Euro und 100 Mio. Euro“, schätzt Zilkens.
Beim Dresdner Juwelendiebstahl am 25. November 2019 waren mehrere Kunstobjekte und 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und einem Versicherungswert von knapp 114 Mio. Euro aus dem Historischen Grünen Gewölbe des Residenzschlosses Dresden entwendet worden. Mitglieder des arabischen Remmo-Clans, dem die sechs Täter angehörten, gaben Ende 2022 einen Großteil der gestohlenen Objekte zurück.
Die französischen Ermittlungsbehörden prüfen derzeit, ob die Schmuckstücke aus dem Louvre über bekannte Kunstkanäle oder den Schwarzmarkt wieder auftauchen könnten. Allerdings besteht das Risiko, dass die Stücke möglicherweise zerlegt oder eingeschmolzen werden, um Spuren zu verwischen. Das war auch nach dem Diebstahl in Dresden befürchtet worden.
Was wurde gestohlen?
„Einen grauen oder schwarzen Markt gibt es für solche Objekte eigentlich nicht mehr, das hat schon Dresden gezeigt“, sagte Zilkens. „Die einzige Chance, die die Täter haben, ist, die verwertbaren Dinge aus der Fassung zu entnehmen, zu vermarkten, den Rest einzuschmelzen und zum Degussa-Wert anzubieten.“
Die Täter nutzten eine Hebebühne an der Fassade der Seine, brachen ein Fenster mit einem Trennschleifer auf und flohen anschließend auf Motorrädern. Zum Diebesgut zählen unter anderem ein Diadem der Kaiserin Eugénie, das mit fast 2.000 Diamanten besetzt ist, sowie eine Halskette mit acht Saphiren und 631 Diamanten, die einst den Königinnen Marie-Amélie und Hortense gehörte. Außerdem wurde eine Kette mit 32 Smaragden und 1.138 Diamanten entwendet, die einst Marie-Louise, der zweiten Ehefrau von Napoléon Bonaparte, gehörte.
Staat trägt Risiko
Beim Diebstahl im Louvre liegt die Haftung nicht bei einer privaten Versicherung, sondern beim Staat. Als nationales Museum besitzt der Louvre eine Sammlung, die rechtlich als unveräußerliches Kulturerbe gilt. Diese Werke können daher nicht wie private Objekte versichert werden. Auch Frankreich setzt auf eine sogenannte „staatliche Selbstversicherung“, bei der der Staat selbst für Verluste aufkommt. Eine finanzielle Entschädigung im klassischen Sinn erfolgt jedoch nicht, da die Objekte als unersetzlich gelten.
Der Schweizer Sender SRF berichtet, dass viele nationale Museen auf klassische Policen verzichten. „Der Staat trägt das Risiko, aber er trägt es, ohne im Schadensfall dann den Schaden auszugleichen“, sagte Kunstexperte Marc Fehlmann. Oft werden nur Leihgaben oder temporäre Ausstellungen werden über die private Versicherungswirtschaft abgesichert. Es gibt derzeit noch keine Angaben dazu, ob einzelne Stücke dennoch über eine private Kunstversicherung abgesichert sind.
Unschätzbarer Wert
Frankreichs Kulturministerin Rachida Dati sprach von einer Serie gezielter Angriffe auf Museen im Land: „Das sind Profis. Die organisierte Kriminalität hat es auf Kunstobjekte abgesehen. Unsere Museen sind zu Zielscheiben geworden – Frankreich verfügt über ein außergewöhnlich wertvolles kulturelles Erbe.“ Die Beute sei von „unschätzbarem Wert“, so Dati.
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, die monieren, dass die Kulturbehörden in den vergangenen Jahren zu wenig in Erhalt und Sicherheit des Louvre investiert haben. Bereits im Februar hatte Louvre-Direktorin Laurence des Cars in einem offenen Appell auf den baulichen Zustand des weltgrößten Museums hingewiesen und zusätzliche Mittel gefordert.
Die aktuellen Bauarbeiten am Museum könnten den Einbrechern den Zugang erleichtert haben, heißt es in verschiedenen Medienberichten. Ein auf der Seine-Seite abgestellter Lieferwagen wird als möglicher Flucht- oder Zugangspunkt untersucht. Fachleute sehen darin ein mögliches Indiz für Sicherheitslücken, die auch versicherungsrechtlich relevant werden könnten.
Kendra Dana Roth
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