Rüdiger Auras ist Geschäftsführer des Deutschen Versicherungs-Schutzverbands. Im Interview mit dem Versicherungsmonitor spricht er über die Preise in der Industrieversicherung und die schwierige Zukunft internationaler Versicherungsprogramme.
Wenn wir die Versicherer hören, gibt es überall steigende Preise. Stimmt das?
Rüdiger Auras: Wir kennen ja die Ankündigungen der Versicherer in Richtung steigende Preise. Ich kann das verstehen. Aber wenn jeden Tag neue Kapazität in den Markt kommt, ist das schwer nachzuvollziehen.
Welche Wirkung haben die Rückversicherer da?
Dort scheint eine gewisse Disziplin eingekehrt zu sein. Das wirkt sich natürlich aus. Wir erwarten deshalb auch nicht, dass die Preise weiter sinken. Aber ich sehe eben auch keine flächendeckend höhere Preise für die Industrie. Spektakuläre Großschäden, die zu substantiell schlechteren Ergebnissen führen, gab es in den letzten 12 bis 18 Monaten nach meiner Kenntnis auch nicht.
Und was sagen Sie zu Flut und Hagel? War das nicht spektakulär genug?
Von der Flut war die Industrie nicht so stark getroffen, das traf eher Privat- und Gewerbekunden. Von daher kann der Druck in der Industrieversicherung nicht so groß sein.
Was ist mit dem Dauerbrenner internationale Programme?
Wir könnten in den nächsten Jahren ein Problem bekommen mit bei der Umsetzung Internationaler Programme aufgrund der unterschiedlichen aufsichts- und steuerrechtlichen Situation in den verschiedenen Ländern. Die Gestaltung solcher Programme wird dadurch immer schwerer.
Aber das Problem ist in der Branche doch seit Jahren bekannt.
Ja, und die großen Industrieversicherer sind alle sehr bemüht, Lösungen anzubieten. Es gibt aber eine große Unsicherheit darüber, was überhaupt geht. Jeder Anbieter hat seine eigene Lösung. Wenn sie fünf Versicherer fragen, bekommen sie sechs verschiedene Antworten, was in einem bestimmten Land möglich ist. Wie soll sich da der Kunde verhalten? Die Probleme entstehen meines Erachtens dadurch, dass Aufsichts- und Steuerbehörden heute wesentlich bewusster solche Konstrukte prüfen.
Welche Folgen hat das?
Im schlimmsten Fall könnte es irgendwann dazu führen, dass internationale Programme nicht mehr möglich sind. Das ist zwar nicht akut, aber ein Thema, mit dem wir uns wohl in den nächsten Jahren beschäftigen müssen.
Bei den Maklern gibt es viel Bewegung….
… weil sie natürlich auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern sind. Das sieht man bei der Initiative, die Marsh jetzt mit der AGCS begonnen hat. Daneben hat Marsh begonnen, auch Nichtkunden den Service im Schadenbereich anbieten. Das ist der normale Versuch, das Geschäft auszuweiten oder neue Geschäftsfelder im Beratungsbereich zu erschließen.
Sie sind also zufrieden mit den Maklern?
Wir haben in den vergangenen zwanzig Jahren in Deutschland eine vielfältigere Maklerschaft bekommen, als wir jemals vorher hatten. Die kleineren Makler haben Lösungen gefunden, um auch beim Thema Internationalität mit den Großmaklern mithalten zu können. Oder sie haben sich auf andere Themen spezialisiert. Die Makler haben sich als sehr widerstandsfähig erwiesen. Der daraus entstehende Wettbewerb ist aus unserer Sicht positiv.
Patrick Hagen
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