Berlin und Küstenländer geben 960 Mio. Mark. Von Herbert Fromme, Köln
Die deutschen Werften haben im Jahr 2000 mit Hilfe hoher staatlicher Förderung Aufträge im Wert von 11,8Mrd.DM allein für Handelsschiffe gebucht. Das war fast doppelt so viel wie im Vorjahr, als für über 6,1 Mrd. DM bei ihnen bestellt wurde. Profitiert haben etwa Werften wie Kvaerner Warnow in Rostock oder HDW in Kiel. Dazu kommen noch Marineaufträge in Milliardenhöhe. Nach Angaben des Verbandes Schiffbau und Meerestechnik (VSM) belief sich der Auftragsbestand im Handelsschiffbau Ende 2000 auf 22 Mrd. DM, nach 14,8 Mrd. DM zum Ende 1999.
Der Boom hat zwei Gründe: Der Schifffahrt geht es gut, die Reeder haben Bedarf an neuer Tonnage. Noch wichtiger: Seit dem 1. Januar 2001 sind in der EU staatliche Zuschüsse an Werften verboten. Doch vorher bestellte Schiffe werden in Deutschland mit bis zu sieben Prozent des Werftpreises gefördert. Deshalb haben viele Reeder bis zum 31. Dezember 2000 auf Vorrat geordert. So konnten die Werften die Zuschüsse einrechnen und entsprechend günstigere Preise bieten, auch wenn die Schiffe erst 2002 oder 2003 geliefert werden. „In Wirklichkeit handelt es sich um ein Dreijahresprogramm“, sagte VSM-Chef Werner Schöttelndreyer der FTD. Der Bund sagte 320Mio.DM Förderung zu. Von den Küstenländern kommen 640Mio.DM. Den Steuerzahler kostet der Auftragsboom also 960Mio.DM.
Schöttelndreyer hält die Beihilfen für berechtigt. Hauptkonkurrent Korea betreibe immer noch eine aggressive Marktpolitik. „Die großen Werften dort müssen ihre Schulden nicht bedienen und keine Steuern bezahlen“, sagte er. Dagegen müsse sich Europa wehren. Leider hätten Großbritannien und Frankreich in der EU die Verlängerung der Subventionsregelung verhindert.
Quelle: Financial Times Deutschland
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