Der Abstand zwischen Männern und Frauen wird kleiner. Von Herbert Fromme, Köln
Frau am Steuer: Ungeheuer? Den Männern nachzueifern kann teuer werden FOTEX Junge Frauen verursachen heute mehr Pkw-Unfälle als vor zehn Jahren, während sich Männer zunehmend sicherer verhalten. Doch trotz des negativen Trends fahren junge Frauen immer noch sehr viel risikogerechter als ihre männlichen Altersgenossen. Das ergab eine Untersuchung des Kölner Instituts für Straßenverkehr, das zum Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gehört.Obwohl die Erkenntnisse keine unmittelbaren Auswirkungen auf Versicherungstarife haben, gehen Änderungen im Risikoverhalten langfristig in die Preisüberlegungen ein. Einige wenige Versicherer bieten spezielle Frauentarife mit einem Rabatt an, der die insgesamt günstigere Risikosituation widerspiegelt.Das Institut untersucht die volkswirtschaftlichen Kosten von Unfällen bezogen auf Altersgruppe und Geschlecht. Anfang der 90er Jahre stellte es fest, dass die ökonomischen Folgen von Pkw-Unfällen, die junge Männer verursachen, viermal so hoch waren wie die der Frauen. Diese Schere schließt sich etwas: In einer neuen Untersuchung für das Jahr 2000 kommt das Institut zu dem Ergebnis, dass der Faktor jetzt nur noch drei beträgt.Die unterschiedlich hohe Verkehrssicherheit von Männern und Frauen ist nicht auf junge Fahrerinnen und Fahrer beschränkt. Sie zieht sich, wenn auch in unterschiedlichem Maße, durch alle Altersgruppen und gilt auch für Fußgänger, Radfahrer, Motorrad-und Mofa-Fahrer, ergaben die Untersuchungen des Instituts. Trotzdem ist das Geschlecht in Deutschland offiziell kein Tarifmerkmal. Traditionelle Tarifmerkmale sind Region und Typenklasse, also Marke, Typ, Leistung des Pkw. Vor kurzem sind Kilometerleistung und Garage hinzugekommen. Über diese Tarifmerkmale und die jeweilige Schadensbelastung führt der GDV bundesweite Statistiken. „Ob das Geschlecht irgendwann einmal Tarifmerkmal wird, ist schwer zu sagen“, sagte Siegfried Brockmann vom GDV. „Die individuelle Wirklichkeit kann man ohnehin nur begrenzt in so einem Tarif abbilden.“Brockmann sieht eher Konsequenzen in der Schadensverhütung. „Es stellt sich die Frage, warum Frauen weniger Unfallkosten verursachen, welche psychologischen Gründe es gibt. Daraus können wir Schlussfolgerungen ziehen, daran muss gearbeitet werden“, sagte er. In anderen Ländern nutzen Spezialversicherer Marktlücken aus, die besonders gute Risiken bieten: Selbst wenn der Preis niedriger ist, sorgt der bessere Schadensverlauf für höheren Gewinn. In Deutschland müssen weibliche wie männliche Fahranfänger meistens 200 Prozent oder mehr der Normalprämie zahlen – ein besonderes Angebot für die Frauen könnte sich lohnen. Brockmann will nicht ausschließen, dass deutsche Versicherer verstärkt das Risikomerkmal Geschlecht nutzen. Die größten deutschen Autoversicherer Allianz und HUK-Coburg haben keine Pläne, Frauentarife anzubieten. „Wir haben grundsätzliche Bedenken“, sagte ein HUK-Coburg-Sprecher. „Es ist ja das Fahrzeug versichert und nicht der Fahrer.“ Bei Rabatten für Frauen bestehe die Gefahr, dass Paare Fahrzeuge auf die Frau anmelden, um niedrigere Versicherungsbeiträge zu zahlen – das Risiko aber gleich bleibt.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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