Versicherung will mit neuen Produkten und größerem Vertrieb weiter wachsen. Von Ilse Schlingensiepen, Hamburg
„Wir werden noch viele Mitarbeiter benötigen. Meine Idealvorstellung: In jedem Kaff sitzt einer von uns“
Joachim Lemppenau
Die Volksfürsorge hat das Tal der Tränen durchquert. Nach Jahren, in denen der interne Umbau dominierte und das Unternehmen meist schlechter dastand als die Konkurrenz, kann die Versicherung für 2000 deutliche Erfolge vorweisen. „Wir sind wieder da“, sagte der Vorstandsvorsitzende Joachim Lemppenau gestern in Hamburg gleich mehrmals.
Während die Lebensversicherungsbranche für das vergangene Jahr mit einem Einbruch im Neugeschäft von mindestens 20 Prozent rechnet, konnte die Volksfürsorge ein Plus von 14,9 Prozent beim laufenden Jahresbeitrag verbuchen. In der Sachversicherung schoss das Neugeschäft sogar um 65,9 Prozent in die Höhe, vor allem durch die Kfz-Versicherung.
Die Volksfürsorge werde in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Sachversicherung legen. Zum 1. April werde man mit Neuerungen in allen Sparten aufwarten, kündigte Lemppenau an. Nach Angaben seines Vorstandskollegen Helmut Kühl will das Unternehmen dabei einige Leistungsausschlüsse abschaffen. So will die Volksfürsorge als erste Versicherung Sengschäden anerkennen, das heißt für Brandschäden auch dann bezahlen, wenn es kein offenes Feuer gegeben hat. Der Um-und Ausbau des Vertriebs in den vergangenen Jahren habe sich als richtige Strategie erwiesen, sagte Lemppenau. Allein im Jahr 2000 wuchs der angestellte Außendienst um 750 Mitarbeiter auf 3800 an. 38000 statt zuvor 29000 Vertreter sind jetzt nebenberuflich für die Volksfürsorge tätig. Der Ausbau werde noch weitergehen, sagte der Vorstandschef. Seine Idealvorstellung: „In jedem Kaff sitzt einer von uns.“
Doch nicht nur auf eigene Stärken setzt er, sondern auch auf die Kooperation mit potenten Partnern, insbesondere den Gewerkschaften und der Commerzbank. Mit der Bank gibt es eine Vertriebskooperation – die Volksfürsorge gehört zur Gruppe des Commerzbank-Aktionärs Generali. Zurzeit werde über eine „intensivere Zusammenarbeit“ gesprochen, sagte Lemppenau.
Gemessen am laufenden Jahresbeitrag brachte die Bank der Versicherung im vergangenen Jahrbereits 13,0 Prozent des Neugeschäfts in der Lebensversicherung und ist damit zweitstärkster Vertriebsweg neben der eigenen Vertriebsorganisation.
Ein zukunftsträchtiges Betätigungsfeld sieht Lemppenau in der betrieblichen Altersversorgung. Zum 1. Januar dieses Jahres hat die Versicherung die betriebliche Altersversorgung für die 13000 Beschäftigten des Landesbetriebs Krankenhäuser in Hamburg übernommen. Bei einem Jahresbeitrag von 140 Mio. DM und einer Beitragssumme von mehr als 1 Mrd. DM handele es sich um „den größten Auftrag in der Lebensversicherung, den die Volksfürsorge je erhalten hat“.
Die Volksfürsorge verbuchte im vergangenen Jahr eine Steigerung der Bruttobeitragseinnahmen von 13,9 Prozent auf 4,4 Mrd. DM in der Lebensversicherung und ein Plus von 3,6 Prozent auf 1,2 Mrd. DM in der Sachversicherung. Die Volksfürsorge Holding AG steigerte ihren Jahresüberschuss um 27,6 Prozent auf 147,5 Mio. DM.
Der Hauptversammlung wird eine von 17,50 DM auf 19,26 DM erhöhte Dividende vorgeschlagen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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