Greenberg spricht von „großem Appetit“ auf Übernahmen-Versicherer gründen Online-Plattform. Von Adrian Michaels, New York, und Herbert Fromme, Köln
American International Group, (AIG), mit einer Marktkapitalisierung von 200 Mrd. $ weltweit einer der führenden Versicherungskonzerne, eröffnet zusammen mit zwei anderen Versicherungen in den USA eine Finanzplattform, über die unter anderem Autopolicen und andere Personenversicherungen verkauft werden. Das kündigte Vorstandschef Maurice (genannt Hank) Greenberg bei einer Analystenkonferenz an. Greenberg betonte gleichzeitig die Bereitschaft zu Übernahmen in den USA und im Ausland.
Das neue Internet-Gemeinschaftsunternehmen von AIG, Kemper Insurance und Prudential Insurance, heißt Fusura. Die Plattform wird auch andere Finanzprodukte und Dienstleistungen Dritter anbieten. Kunden können die Preise mehrerer Gesellschaften vergleichen.
Greenberg erklärte, die AIG sei an Übernahmen in den USA und im Ausland interessiert. „Wir haben großen Appetit auf vieles. Wartet’s nur ab“, sagte er. Allerdings werde AIG nicht vorschnell in Deals hineinstolpern. „Viele Zusammenschlüsse scheitern, weil die Kulturen nicht zusammenpassen. Wir wissen das und sind entsprechend diszipliniert bei allem, was wir tun.“ In den USA gebe es nur wenige Schaden-und Unfallversicherer, die zum Konzept der AIG passen würden, sagte Greenberg. „Bei den Lebensversicherungen gibt es möglicherweise einige, aber da kommt es sehr auf die Kultur an“, sagte der AIG-Chef.
Im Ausland beschäftige sich die AIG mit mehreren Projekten, sagte Greenberg. Unter anderem verhandelt der Konzern über die in Konkurs gegangene japanische Lebensversicherung Chiyoda Mutual und über die Finanzdienstleister der Hyundai-Gruppe in Korea. In beiden Fällen laufen die Gespräche schleppend.
Zu den Plänen des Konzerns in Deutschland machte Greenberg keine Angaben. Mit rund 300 Mio. DM Prämieneinnahmen ist die AIG, gemessen an ihrer weltweiten Größe, hier zu Lande unterrepräsentiert. Sie hat sich erfolgreich auf Nischen wie die Managerhaftpflicht spezialisiert. Seit Jahren gilt die Gruppe als Interessent für eine Übernahme in Deutschland, immer wieder genannt wird der Gerling-Konzern. Gerling würde gut zu AIG passen. Mehrheitsbesitzer Rolf Gerling hat bisher den Verkauf strikt abgelehnt.
Der AIG-Konzern meldete für das Jahr 2000 einen Umsatz von 45,97 Mrd. $, eine Steigerung um 13,1 Prozent. Der Gewinn nach Steuern stieg um 14,1 Prozent auf 1,31 Mrd. $. Die AIG machte auch im Kerngeschäft Versicherungen einen operativen Gewinn: Die Schaden/Kostenquote des Unternehmens betrug 96,73 Prozent, etwa auf Vorjahreshöhe (96,35 Prozent). Nach jahrelangem Verfall stiegen die Preise für Industrie-und Gewerbeversicherung in den USA wieder. „Aber sie müssen auch noch deutlich steigen, um wieder dahin zu kommen, wo sie hingehören.“
Zum ersten Mal in der Geschichte des Unternehmens konnte das Publikum die Analystenkonferenz per Telefonschaltung verfolgen. Das Unternehmen begründete die Öffnung der Konferenz mit den Anforderungen der Börsenaufsicht an die Transparenz der Unternehmensveröffentlichungen.
Seit Jahren führt Greenberg seine „Kamingespräche“ mit Analysten wie ein Oberlehrer. „Die Klasse hat sich in diesem Jahr ziemlich gut benommen“, witzelte der 75-Jährige. Einen Moment später drohte er einem Analysten, ihn nach hinten in den Raum zu verbannen, weil ihm eine Frage nicht gefiel. Greenberg ist gewohnt, dass sein Kommando gilt. Er führt das Unternehmen seit 1967.
Beim Kamingespräch am Montagabend wagte keiner der Analysten, die interessanteste Frage zu stellen – die nach Greenbergs Nachfolger. Bis September 2000 galt sein Sohn Evan als Favorit, aber er verließ das Unternehmen. Sein Bruder Jeffrey Greenberg war vor einiger Zeit zum Maklerunternehmen Marsh & McLennan gewechselt.
www.ftd.de/aig .
Quelle: Financial Times Deutschland
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