Konzern für weitere Entflechtung mit Münchener Rück. Von Herbert Fromme, München
Hohe Sturmschäden, tiefrote Zahlen im Auto-und Industriegeschäft – dennoch zufriedene Gesichter bei den Vorständen der Allianz Sachgruppe. Zwar sei 2000 ein „schwieriges Versicherungsjahr“gewesen, sagte Vorstandschef Reiner Hagemann, trotzdem habe die Gruppe gutes Umsatzwachstum und ein“erfreuliches Ergebnis“ erzielt. Der Umsatz stieg um 2,7 Prozent auf 9,67 Mrd.E. Nach Steuern verdiente die Sachgruppe 420 Mio.E, plus 42 Prozent.
Deutschlands größte und reichste Versicherung hat ihren Marktanteil von 18,4 Prozent erneut verteidigt. Nach jahrelangem schleichenden Anteilsverlust unter dem Angriff von Billiganbietern, den die Allianz erst durch die Übernahme der Vereinten im Jahr 1996 ausgleichen konnte, ist für Hagemann und seine Kollegen das Halten der Position ein Erfolg.
Dafür nimmt der Konzern auch Geld in die Hand. Trotz der hohen Verluste in der Autoversicherung fördert Vorstand Friedrich Caspers mit einem speziellen Kampfpreis den mageren Marktanteil in der Region Berlin. Überhaupt ist die Allianz schon lange nicht mehr automatisch teurer als die Konkurrenz. Entsprechend sieht das operative Ergebnis aus, vor allem wenn wie 2000 hohe Sturm-und Industrieschäden hinzukommen. 1999 hatte die Allianz noch einen technischen Gewinn von 113Mio.Eausgewiesen, 2000 war daraus ein Verlust von 138 Mio.Egeworden. Für jeden Beitragseuro zahlt sie 1,02ESchäden und Kosten.
Bei den Kapitalerträgen, die jede Versicherung in bestimmten Grenzen steuern kann, war die Sachgruppe diesmal mit 790 Mio.Ezufrieden, minus 14 Prozent. Der Vorsteuergewinn lag mit 715 Mio.Eum ein Drittel unter den 1,076 Mrd.Efür 1999, auch unter den 961 Mio.E1998.
Die wundersame Ergebnisverwandlung aus einem schlechten technischen Ergebnis in einen hohen Nettogewinn vollbrachte vor allem das Finanzamt. Denn nach einer Sonderlast durch erzwungene Reserveauflösungen im Jahr 1999 traten 2000 schon die ersten positiven Effekte der Unternehmenssteuerreform auf. Resultat: Die Allianz Sachgruppe muss nur 295 Mio.ESteuern zahlen, statt 780 Mio.E.
Für 2001 rechnet Hagemann mit besseren Zahlen. Aber die Sachgruppe könnte sich noch einige Jahre hohe technische Verluste leisten. Ihre Kapitalanlagen mit einem Buchwert von 17,6 Mrd.Ehaben einen Marktwert von 27,9 Mrd.E-10,3Mrd.EBewertungsreserven könnten abgeschmolzen werden.Einen Teil davon braucht die Allianz schon 2002, wenn sie wie verabredet die Anteile der Münchener Rück an der Bayerischen Versicherungsbank (45 Prozent) und der Frankfurter Allianz (49 Prozent) übernimmt und dafür ihre 35 Prozent an der Karlsruher-Gruppe abgibt. Hagemann, der auch im Vorstand der Allianz Holding sitzt, mahnte bei der Münchener Rück gestern erstmals den Rückzug aus der Allianz Leben an. Dort hält der Rückversicherer, der über seine Ergo-Gruppe selbst ein großer Lebensversicherer ist, 40 Prozent.“Über die Allianz Leben muss man sprechen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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