Assekurata und Professor Goecke analysieren 303 Angebote und finden 70 unplausible Beispielrechnungen. Von Herbert Fromme, Köln
Rund ein Viertel aller Beispielrechnungen, die Lebensversicherern ihren Kunden bei Vertragsabschluss vorlegen, sind auf Grund ihrer bisherigen Leistungen nicht nachvollziehbar. Das ergab eine Untersuchung, die Professor Oskar Goecke von der Fachhochschule Köln zusammen mit der Rating-Agentur Assekurata durchgeführt hat.
Lebensversicherungen sind gesetzlich verpflichtet, ihren Kunden eine Verzinsung von 3,25 Prozent zu garantieren. In der harten Verkaufsschlacht spielt diese Garantie kaum eine Rolle. Die Vertreter werben mit verlockenden Beispielrechnungen, die Verzinsungen von mehr als sechs oder sieben Prozent versprechen. „Oft werden den Kunden aber zu hohe Zinsen in Aussicht gestellt, Abschluss-und Verwaltungskosten meistens vorenthalten“, so Goecke.
Assekurata und Goecke analysierten 303 Versicherungsangebote von 66 Versicherern. Das Ergebnis: 77 Prozent der Beispielrechnungen waren nachvollziehbar. Marktführer Allianz Lebensversicherung rechnet beispielsweise realistisch. Bei acht Unternehmen waren aber alle vier Berechnungen für Policen gegen laufenden Beitrag unplausibel. Zu ihnen gehört auch die Allianz-Tochter Vereinte Leben. Bei zwanzig weiteren haben die Vertreter für einzelne Produkte unplausible Beispielrechnungen im Koffer.
Insgesamt stehen die Hochrechnungen der Versicherer auf wackeligen Füßen, sagte Reiner Will von der Assekurata. Bei einer Reduzierung der von ihnen erreichten Kapitalverzinsung um nur einen halben Prozentpunkt würden rund 80 Prozent der Angebote unplausibel werden.
Die Studie, die als Buch veröffentlicht wird, sorgt schon jetzt für Zündstoff in der Branche. „Methodisch unsauber“ kritisierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft nach einer anonymisierten Vorstudie. „Die Lebensversicherer sollten sich kritisch fragen, ob ihre Zahlen noch realistisch sind“, sagte Will.
Quelle: Financial Times Deutschland
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