Bei Tierseuchen ist Versicherungskapazität erschöpft. Von Herbert Fromme, München
Die Münchener Rückversicherung hat eine europaweite staatlich geförderte Ernteversicherung nach US-Vorbild vorgeschlagen. Vorstandsmitglied Nikolaus von Bomhard sagte, nur so könne die europäische Landwirtschaft im globalen Wettbewerb bestehen. Die Ernteversicherung soll ähnlich wie das bestehende System in den USA aufgebaut sein und die EU-Staaten europaweit rund 2 Mrd. Euro kosten, plus der Deckung möglicher Katastrophenschäden.
Von Bomhard glaubt, dass dafür EU-Exportsubventionen umgeleitet werden könnten. „Preisstützungsmaßnahmen und Exportsubventionen sind politisch out.“ An ihre Stelle soll eine „funktionierende Risikopartnerschaft zwischen Landwirtschaft, Versicherungswirtschaft und Staat“ treten.
In den USA kann jeder Landwirt seinen Pflanzenanbau gegen alle Naturgefahren wie Hagel, Dürre und Überschwemmung, aber auch gegen Schädlingsbefall und Pflanzenkrankheit versichern, erläuterte Karl Murr, Chef-Agraringenieur des Rückversicherers. „Der Staat fördert die Risikopartnerschaft durch Zuschüsse von bis zu 50 Prozent der Risikoprämie, er trägt den gesamten Verwaltungsaufwand des Systems und stellt Katastrophenhaftung zur Verfügung.“
Im Jahr 2000 hatten die Ernteversicherer der USA die Ernten mit bis zu 34 Mrd. $ versichert. Die Prämie betrug 2,5 Mrd. $, davon zahlte der Staat 1,3 Mrd. $ – zusätzlich zu den staatlich getragenen Verwaltungskosten von 0,7 Mrd. $. Wäre es zu einem Katastrophenschaden von mehr als 7,5 Mrd. $ gekommen, hätte sich die Regierung mit zusätzlichen 3,6 Mrd. $ daran beteiligt.
In Deutschland haben sich viele Landwirte bisher nurgegen Hagelschlag versichert. Damit nimmt die Assekuranz 240 Mio. DM jährlich ein. Die umfassende Ernteversicherung mit Staatszuschuss würde die Bauern etwa das Zwei-bis Zweieinhalbfache kosten, sagte Murr.
Mit den Bauernverbänden und dem Ministerium für Verbraucherschutz und Landwirtschaft gebe es konstruktive Gespräche, sagte Gerda Chmielorz von der Münchener Rück.
Kritik am Verhalten der Versicherungswirtschaft zur Maul-und Klauenseuche (MKS) wiesen die Manager zurück. Schon vor Wochen konnten versicherungswillige Bauern keinen Schutz gegen MKS mehr bekommen. Nach dem Ausbruch der Seuche habe es einen Nachfrageboom nach Tierseuchendeckungen gegeben. Die von Versicherern und Rückversicherern zur Verfügung gestellte Kapazität sei ausgeschöpft. Die Höhe dieser Versicherungskapazität für ihr Unternehmen wollte die Münchener Rück nicht nennen. Ein Ausbau des Geschäfts sei schwierig, weil viele Bauern solche Policen nur für kurze Zeit abschlössen und der Branche der Ausgleich über die Zeit fehle, sagte Gerda Chmielorz.
Quelle: Financial Times Deutschland
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