Allianz übernimmt Dresdner Bank

Führungsgremien wollen bis zum Wochenende entscheiden. Ziel ist ein völlig neuer Finanzkonzern.

Von Tony Major, Rolf Lebert, Herbert Fromme, Claudia Wanner und Gerhard Hegmann, Frankfurt

Die Allianz und die Dresdner Bank werden sich zusammenschließen. Dies erfuhr die Financial Times Deutschland gestern aus Bankenkreisen, die eng mit dem Geschehen in Verbindung stehen. Bis zum Wochenende sollen die Führungsgremien beider Finanzkonzerne die notwendigen Beschlüsse fassen. Dann soll die Transaktion in der kommenden Woche offiziell bekannt gegeben werden. Allianz und Dresdner Bank gaben dazu keine Stellungnahmen ab. Zu Gerüchten äußere man sich nicht, hieß es.

Finanzielle Details wurden zunächst nicht bekannt. Es gibt aber deutliche Hinweise darauf, dass es zu einem Block-Deal kommt, bei dem auch die Beteiligungen der Allianz an der Bayerischen Hypo-Vereinsbank von 13,7 Prozent und die indirekten Beteiligungen der Münchener Rück an der Dresdner Bank eine Rolle spielen könnten. Dabei könnte die Allianz die HypoVereinsbank-Anteile an die Münchener Rück abgeben und im Gegenzug deren Dresdner-Pakete sowie Anteile der Münchener Rück an der Allianz Leben übernehmen. Die Münchener Rück, die 5,1 Prozent an der Hypo-Vereinsbank hält, hatte schon vor Jahresfrist während der Verhandlungen über eine Fusion von Deutscher und Dresdner Bank Interesse am HypoVereinsbank-Paket der Allianz geäußert.

Das Resultat dieser Transaktionen wären zwei Allfinanzkonzerne: Allianz und Dresdner Bank sowie, Münchener Rück und Hypo-Vereinsbank. Bei der Hypo-Vereinsbank macht man keinen Hehl daraus, dass die Bank mit einer solchen Lösung sehr zufrieden wäre. Ein zweites Resultat wäre die weitere Entflechtung der Interessen von Allianz und Münchener Rück, die bereits im vergangenen Jahr damit begonnen haben, wechselseitige Beteiligungen aufzulösen und auf diesem Weg fortfahren wollen.

In Bankenkreisen wird betont, dass der bevorstehende Zusammenschluss freundlicher Natur sei. Weder wolle die Allianz der Dresdner Bank eine Übernahme aufzwingen, noch sei eine Zerschlagung der Dresdner Bank und ein späterer Verkauf einzelner Teile geplant. So dürfte auch die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein in dem neuen Allfinanz-Verbund bleiben, der möglicherweise in einer Holding-Struktur ähnlich der Credit Suisse Group organisiert wird.

Für die Allianz kommt es bei einem Zusammenschluss mit der Dresdner Bank vor allem auf die Stärkung ihres Vertriebs und ihrer Position im Asset Management an. Nachdem die Gespräche mit der Deutschen Bank über eine Vertriebskooperation anscheinend auf der Stelle treten oder gar gescheitert sind, hat sich die Allianz offenbar auf ihren alten Verbündeten Dresdner Bank besonnen, an dem sie mit mehr als 20 Prozent beteiligt ist. Über die Schalter der Bank verkauft die Allianz seit Anfang der 90er Jahre ausgewählte Versicherungsprodukte.

Allianz-Vorstandsvorsitzender Henning Schulte-Noelle betonte bei einem Vortrag in dieser Woche in München, dass sein Konzern in allen drei Schwerpunkten Versicherung, Vorsorge und Vermögen in den weltweit wichtigsten Märkten zu den jeweils fünf führenden Anbietern gehören will. Das Asset Management, also die Vermögensanlage, soll weiter zügig ausgebaut werden. Das verwaltete Vermögen der Allianz-Gruppe erhöhte sich vor allem durch den Kauf des US-Vermögensverwalters Pimco im vergangenen Jahr auf inzwischen rund 700 Mrd. Euro.

Durch Übertragung der Hypo-Vereinsbank-Aktien an die Münchener Rück könnte der Deal ohne Kapitalerhöhung bei der Allianz realisiert werden. Damit würde es die Allianz vermeiden, Druck auf den Kapitalmarkt auszuüben und ihren Kurs zu beschädigen.

Aus Bankenkreisen verlautete, dass die Deutsche Bank über die Pläne informiert war und in sie eingebunden werden sollte. Die Gespräche zwischen Deutscher Bank und Allianz sollten im Mai abgeschlossen werden.

In den letzten Wochen war aus München zu hören, dass sich das Management Gedanken über die richtige Aufstellung im wachsenden Markt für private Altersvorsorge macht. Für den erfolgreichen Einstieg in die private Altersvorsorge durch die Riester-Rente müsse eine bessere Verzahnung der verschiedenen Verkaufskanäle erzielt werden, hieß es. Am Dienstag hatte die Allianz Leben beklagt, dass der Verkauf von Lebensversicherungspolicen durch die Partnerbanken Dresdner Bank und HypoVereinsbank im letzten Jahr eingebrochen war.

Zur Verzahnung der Vertriebswege gehört auch die enge Kooperation im Firmenkundengeschäft. Die Allianz hofft, in der betrieblichen Altersvorsorge über Pensionsfonds eine führende Rolle zu spielen. Die Verbindung mit dem Firmenkundengeschäft der Dresdner Bank sei dafür eine ideale Basis, hieß es gestern in Versicherungskreisen.

Die französische Versicherung Axa verfolgt die Entwicklung sehr genau. Sie hofft, bei einer Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz freie Fahrt für ihre Kooperationsgespräche mit der Deutschen Bank zu bekommen.

Versicherungskreise behaupteten gestern, die Gerüchte über Allianz und Dresdner Bank seien in den letzten Tage bewusst mit dem Ziel lanciert worden, den geplanten Deal auf dem Kapitalmarkt zu zerschießen. Als mögliche Quelle wurden einzelne Investmentbanker genannt. ,Morgen früh kann das ganze Projekt schon tot sein“, sagte ein Versicherungsmanager gestern. .Das haben dann einzelne Leute bewusst totgeredet.“

Der Kurs der Allianz-Aktie geriet gestern Abend unter die Räder und fiel um 6,50 Prozent auf 309,50 Euro. Dagegen regierte die Aktie der Dresdner Bank mit einem Kurssprung um 7,39 Prozent. Sie schloss bei 49,39 Euro.

Umbruch in der Finanzbranche

Folgen Noch ist unklar, wie Allianz-Chef Henning Schulte-Noele bei einer gelungenen Übernahme der Dresdner Bank handeln wird. Die Zerschlagung des Frankfurter Kreditinstituts wäre eine Möglichkeit. In jedem Fall entsteht nach einer Fusion ein völlig neuartiges Unternehmen.

Angebot Vorstandschef Bernd Fahrholz führt mit der Dresdner Bank ein Geldhaus, das eine breite Palette an Produkten anbietet. Er soll Vorstandsmitglied des fusionierten Konzerns werden. Die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein soll später an die Börse gebracht werden.

Quelle: Financial Times Deutschland

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