Gespräche offiziell bestätigt-Überfällige Neuordnung des Bank-und Versicherungssektors. Von Stefanie Burgmaier, Rolf Lebert, Frankfurt, und Herbert Fromme, Köln
Die längst überfällige Neuordnung des deutschen Banken-und Versicherungssektors nahm gestern konkrete Formen an. Die Allianz und die Dresdner Bank bestätigten ihre Verhandlungen über einen bevorstehenden Zusammenschluss. Aktionäre der Dresdner Bank werden für ihre Papiere Allianz-Aktien und Bargeld erhalten. Die Allianz wird voraussichtlich 53 Euro für eine Dresdner-Bank-Aktie bieten. Das entspricht einem Gesamtwert von rund 24 Mrd. Euro.
Nach Angaben von Allianz und Dresdner Bank befinden sich die Gespräche in einem „fortgeschrittenen Stadium, sind aber noch nicht abgeschlossen“. Sobald entsprechende Entscheidungen vorlägen, solle die Öffentlichkeit informiert werden.
Nach Informationen der Financial Times Deutschland ist damit Anfang nächster Woche zu rechnen. Zuvor müssen noch die Aufsichtsgremien der beiden Banken den Zusammenschluss genehmigen.
Die Fusion von Allianz und Dresdner Bank ist ein Novum in der deutschen und der internationalen Finanzwelt. Zwar hat es schon mehrfach Zusammenschlüsse von Banken und Versicherungen gegeben. Bei den großen Transaktionen waren aber immer die Banken treibende Kraft. Jetzt wird erstmals eine Bank von einer Versicherung übernommen.
Die Transaktion wird nach Auffassung von Frankfurter Bankern zu einer tiefgreifenden Veränderung der europäischen Finanzwirtschaft führen. So führt die Deutsche Bank nun bereits Gespräche mit dem französischen Versicherungskonzern Axa, der sich mit der Allianz ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Marktführerschaft liefert. Analysten rechnen damit, dass die Deutsche Bank und die Axa ihre Kontakte intensivieren werden. Deutsche-Bank-Chef Rolf-Ernst Breuer sagte gestern: „Die Axa ist ein hoch bedeutsamer Gesprächspartner für uns.“
Dresdner-Bank-Chef Bernd Fahrholz betonte, dass die Dresdner Bank als Einheit erhalten bleibe. Das zeigt sich auch an der vorgesehenen Struktur. Der neue Finanzkonzern wird in Form einer Holding organisiert. Die Dresdner Bank wird unter das Dach der Allianz-Holding gebracht. Danach werden die Teile beider Konzerne neu geordnet. Das Asset Management wird in einer Division zusammengeführt. Die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DKW) wird als selbstständige Einheit geführt und in drei Jahren wohl an die Börse gebracht.
Fahrholz soll in den Konzernvorstand der Allianz-Holding einrücken. Leonhard Fischer wird Vorstandsvorsitzender von DKW.
Der Zusammenschluss führt auch zu einer mächtigen Allfinanz-Formation in Bayern. Der zweite Block im deutschen Finanzmarkt wird aus der Bayerischen HypoVereinsbank sowie der Münchener Rück und ihrer Erstversicherungstochter Ergo formiert.
Das neue Gebilde ergibt sich aus der Transaktionsstruktur, deren Basis ein komplexer Aktientausch ist. Dabei soll die Allianz ihren 13,7-prozentigen Anteil an der HypoVereinsbank an die Münchener Rück abgeben und im Gegenzug deren rund fünfprozentigen Anteil an der Dresdner erhalten. Zudem bekommt die Allianz rund 19 Prozent von Vermögensverwaltungsgesellschaften, die zum Teil zum Einflussbereich der Münchener Rück gehören.
Die Allianz-Gruppe erhofft sich von der Übernahme der Dresdner Bank, nach Jahren der Stagnation ihre Wachstumsstärke in Deutschland zurückzugewinnen.
Arbeitsminister Walter Riester setzt mit der Teil-Privatisierung der Altersvorsorge die Allianz unter Druck. Der traditionelle Versicherungsvertrieb über Vertreter, der mit einem Netzwerk von Bankfilialen kombiniert wird, gilt als besonders erfolgversprechend.
Auch für das Industrie-und Gewerbegeschäft sieht die Allianz erhebliches Potenzial in der Übernahme. Der Zugang zu Vorstandschefs und Finanzvorständen, den die Dresdner Bank über ihr Firmenkundengeschäft hat, erleichtert der Allianz den Ausbau des lukrativen Marktes für betriebliche Altersvorsorge.
Analysten bewerteten die bevorstehende Transaktion überwiegend positiv. Gestern profitierten vor allem HypoVereinsbank-Aktien. Sie stiegen um 4,8 Prozent auf 60,46 Euro. Allianz legten nach Verlusten am Vortag um 2,8 Prozent auf 318,05 Euro zu. Die Münchener Rück stieg um 0,36 Prozent auf 333,20 Euro. Dagegen fielen Dresdner Bank um 0,8 Prozent auf 49 Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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