Einen Jahresüberschuss von rund 230 Mio. Euro will die Hannover Rück im Jahr 2001 erzielen. Das wäre deutlich weniger als die 365 Mio. Euro des Jahres 2000. Aber Vorstandschef Wilhelm Zeller verweist auf außerordentliche Faktoren, vor allem die Steuerreform, die den Wert für 2000 erheblich nach oben gedrückt haben. „Wenn man diese Sonderfaktoren außer acht lässt, entsprechen die 230 Mio. Euro unserer Vorgabe einer jährlichen Gewinnsteigerung von zehn Prozent pro Jahr“, sagt Zeller.
Er ist unter erheblichem Erfolgsdruck. 2002 will der Mehrheitsaktionär Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI) weitere 25 Prozent an der Hannover Rück an die Börse bringen und seinen Anteil auf knapp über 50 Prozent reduzieren. HDI-Chef Wolf-Dieter Baumgartl möchte damit die lange angekündigte Diversifizierung in die internationale Lebensversicherung finanzieren. Doch im Moment dümpelt der Aktienkurs bei 80 Euro, verglichen mit einem Hoch von 118 Euro im November 2000. Das macht den Verkauf weniger lukrativ. Zeller würde gerne einen Kurs über 100 Euro sehen.
Der Umsatz soll 2001 um 15 Prozent von 8,32 Mrd. Euro auf 9,5 Mrd. Euro zulegen. Wachstumsimpulse erhofft sich der Konzern aus dem Ausbau des Programmgeschäfts und aus der Riester-Rente.
Bei Riester-Renten dürfen die Unternehmen den Kunden die Last der Abschlusskosten nicht sofort, sondern nur auf mindestens zehn Jahre verteilt weitergeben. Die Vertriebe verlangen aber ähnlich hohe Abschlussprovisionen wie bei klassischen Produkten. „Der Vorfinanzierungsbedarf der Lebensversicherer ist beträchtlich“, sagte Vorstandsmitglied Wolf Becke.
Ein weiterer Hoffnungsträger ist für Zeller nach wie vor das Programmgeschäft. Die US-Tochter Clarendon versichert Spezialrisiken, die sonst schwer unterzubringen sind – etwa Autofahrer mit hohem Risiko oder Leichtbauhäuser in sturmgefährdeten Gebieten. Die Clarendon behält nur neun Prozent in den eigenen Büchern und gibt mehr als 90 Prozent an Rückversicherer weiter. Dennoch musste sie 2000 die Schadenreserven um rund 17 Mio.$ stärken, um ausreichend auf Spätschäden vorbereitet zu sein.
Das Jahr 2000 sei gut, aber nicht sehr gut gewesen, sagt Zeller. Der Jahresüberschuss scheint etwas anderes zu zeigen: Er stieg nämlich um 81 Prozent auf 365 Mio. Euro oder 12,38 Euro je Aktie. Das ist im Wesentlichen auf Steuereffekte zurückzuführen. Im Jahr 1999 zahlte die Gruppe 80 Mio. Euro Steuern auf einen Vorsteuergewinn von 330 Mio. Euro. Für 2000 verbuchte die Hannover Rück einen positiven Steuereffekt von 129 Mio. Euro, während das Vorsteuerergebnis leicht auf 304 Mio. Euro zurückging – wegen der Senkung des Körperschaftsteuersatzes konnte das Unternehmen Rückstellungen für erwartete Steuerzahlungen auflösen. Die Aktionäre erhalten 100 Mio. Euro, die sie allerdings im Herbst im Rahmen einer Kapitalerhöhung wieder einzahlen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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