Die geplante Fusion der beiden nordrhein-westfälischen Provinzial-Versicherungen in Münster und Düsseldorf steht kurz vor dem Scheitern. Nach Informationen der Financial Times Deutschland haben die Verhandlungen zwischen den beiden Managements keine Lösung der zentralen Streitfrage gebracht, wo die neue, fusionierte Gesellschaft ihren Sitz haben wird. Die Fusion wird möglicherweise im Herbst wieder aktuell, wenn die neue Struktur der westdeutschen Landesbank (WestLB) festgeklopft wird. „Die gegenwärtige Runde ist gescheitert“, hieß es in Kreisen der Anteilseigner.
Die beiden Unternehmen wollten das Scheitern nicht bestätigen. Gestern Morgen gab sich Heiko Winkler, Vorstandschef der Westfälischen Provinzial, optimistisch: „Aus Sicht der Westfälischen Provinzial, auch aus Sicht unserer Eigentümer, würde es Sinn machen, die beiden Unternehmen unter ein gemeinsames Dach zu bringen, was immer das im Einzelnen heißt.“
Die Erfahrung zeige, dass eine solche Fusion die Kosten um acht bis zehn Prozent drücken könne. „Das ist in der gegenwärtigen Konkurrenzsituation eine Menge Geld“, sagte Winkler. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen. Die genannten Prozentsätze entsprechen Einsparungen 70 bis 80 Mio.DM pro Jahr. Die Provinzial-Gesellschaften sind beide im Privatkundengeschäft regionale Marktführer und kommen zusammen auf rund 7 Mrd. DM an Einnahmen.
Bei der Neustrukturierung der WestLB infolge des Drucks der EU-Kommission könnte die Fusion der Versicherer wieder auf der Tagesordnung stehen. Die regionalen Landschaftsverbände – Zweckorganisationen der Kommunen – und die Sparkassenverbände sind sowohl Anteilseigner der WestLB wie der Versicherungen. Mit den Anteilen an den Versicherern als Währung könnten die Landschaftsverbände sich an einer Kapitalerhöhung bei der WestLB beteiligen, wird spekuliert.
Unabhängig von den Fusionsüberlegungen ändert die Provinzial Münster ihre Rechtsform, um Steuernachteile in Höhe von 30 Mio. DM jährlich zu vermeiden. Das operative Geschäft wird in zwei Aktiengesellschaften unter dem Dach einer neuen öffentlichen Holding transferiert. Die gehört – wie bisher die beiden öffentlichen Versicherer – zu 50 Prozent dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und zu je 25 Prozent der WestLB und den Sparkassen.
Die Beitragseinnahmen der Provinzial Münster legten 2000 um zwei Prozent auf 3,96 Mrd. DM zu, für 2001 erwartet sie einen ähnlichen Wert.
Quelle: Financial Times Deutschland
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