Die Riester-Rente wird für Versicherer, Fonds und Vermittler sehr teuer und bietet nur begrenzte Erfolgsaussichten. Der Verzicht auf solche Angebote wäre ökonomisch sinnvoll, glauben die Experten des in der Branche hoch angesehenen Ratingdienstes Map-Report. Das könnten die Versicherer aber politisch nicht durchhalten. „Dann wäre man endgültig unglaubwürdig und seinen Job als Altersversorger los“, heißt es. Geld verdienen könne man nur mit dem Folgegeschäft
Wer als Alleinstehender ohne Kinder 20000 DM brutto verdient, zahlt in den ersten beiden Jahren 16,67 DM Monatsprämie für ein Riester-Produkt. Das liege weit unter den Mindestbeiträgen, die Versicherer und Fonds aus Kostengründen für ihre Rentenverträge oder Sparpläne aufgestellt haben. Bisher bieten wenige Versicherer Rentenpolicen ab 30 DM Monatsbeitrag an, die Masse des Marktes erst ab 80 DM. Fondssparpläne starten meist bei 100 DM.
Keineswegs handele es sich um ein Randproblem. In den Jahren 2002 und 2003 fallen Monatsbeiträge zwischen 13,58 DM und 87 DM an. Das gilt für alle Kunden: Die Kinderzahl erhöhe zwar die Förderung, aber nicht den zu zahlenden Beitrag, es gehe nur die Eigenleistung zurück.
Die Fondsindustrie sei technisch auf solche Beiträge nicht eingerichtet. Dazu kommt noch die teure Garantie für die Mindestauszahlung der eingezahlten Beiträge. „Uns würde es kaum wundern, wenn sich die Fondsindustrie im „Geschäft“ mit der Riester-Rente sehr zurückhalten wird. „Sie kann nur verlieren“, glauben die Analysten des Map-Reports. Eine Chance haben die Fonds nur als Zulieferer für die Versicherungsbranche. „Aber auch die Versicherungswirtschaft steht fast ratlos vor gigantischen Kostenproblemen.“ Bei dem bundesdeutschen Durchschnittseinkommen von 54684 DM pro Jahr ergibt sich ein Monatsbeitrag von 45,57 DM, einschließlich Förderung. Kaum ein Versicherer kann das ökonomisch verwalten. Zwar erhöht sich die Summe auf 200 DM im Jahr 2009. Aber die Kosten fallen gerade am Anfang an. Dazu kommt: Der Kunde kann jederzeit wechseln, dann bleibt der Versicherer auf den Anfangskosten sitzen. Die Vorfinanzierung über Rückversicherer ist möglich, aber teuer.
Die Riester-Rente bedeutet auch große Probleme für die Vermittler, glaubt der Map-Report. Für den Normalvertrag über 45,57 DM fielen bei einer konventionellen Lebensversicherung etwa 650 DM Provision an. Allerdings ist bisher nicht klar, ob es Provision auch auf den staatlichen Zuschuss gibt. Dann gäbe es nur 370 DM. Außerdem wollen die Versicherer nur 70 Prozent der sonst üblichen Sätze zahlen, und sie müssen laut Gesetz die Provisionen für den Kunden über zehn Jahre verteilen, also für ihre Vertreter vorfinanzieren.
„Gierige Produktverkäufer werden wenig Spaß an der Riester-Rentehaben“, heißt es. Nur wer auf langfristige Kundenbeziehungen setze, werde verdienen – „aber eben nicht sofort“.
Quelle: Financial Times Deutschland
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