Die US-Versicherungsgruppe Allstate hat ihre Direktversicherungs-Töchter in Deutschland und Italien an die britische Direct Line verkauft. Der Preis wurde nicht genannt. Direct Line, eine Tochter der Royal Bank of Scotland (RBS), ist bisher erfolgreich in Großbritannien und in Spanien tätig. „Die Übernahme gibt uns einen Vorsprung in neuen Märkten“, sagte RBS-Chef Fred Goodwin. Die Allstate hatte vor 18Monaten bereits Japan verlassen und konzentriert sich auf die USA und den Ausbau ihres Lebensgeschäfts.
Direktversicherer arbeiten ohne Außendienst. Stattdessen werben sie über Anzeigen und Fernsehspots ihre Kunden, die dann per Post, Telefon oder Internet mit dem Versicherer Kontakt aufnehmen. Hoffnungen, dass sie wegen der eingesparten Provisionen deutlich billiger als die traditionell vertreibende Konkurrenz arbeiten können, haben sich bisher nicht bestätigt.
Die Kosten der Werbung entsprechen oft den normalen Provisionsausgaben. Trotzdem können Direktversicherer profitablerarbeiten als andere, wenn sie ausgeklügelte Risiko-Beurteilungssysteme haben. Ein anonymes Callcenter hat es leichter, einen 18-jährigen Porsche-Fahrer abzulehnen, als ein Vertreter, der womöglich auch die Firma des Vaters versichert oder auf Zusatzgeschäft aus Vermögensanlage und Lebensversicherung hofft.
Trotz hoher Steigerungsraten in den vergangenen Jahren schätzen Branchenexperten den Marktanteil der Direktanbieter auf nur drei bis fünf Prozent. Das liegt auch an den ohnehin niedrigen Preisen in der Autoversicherung. In den vergangenen Jahren hatte sich die Branche eine beispiellose Rabattschlacht geliefert.
Allstate hatte die Schwierigkeiten des Neuaufbaus in Europa offenbar unterschätzt. Allstate Direct nahm im Dezember 1996 in Teltow bei Potsdam das Geschäft auf. Damals verkündete die US-Mutter, sie werde innerhalb von vier Jahren der führende Direktversicherer in Deutschland und einer der zehn größten Marktteilnehmern unter allen Autoversicherern sein. Diese Prognosen waren zu optimistisch: Bisher hat Allstate in Deutschland nach eigenen Angaben 117000 Policen verkauft. In Italien, wo der Versicherer im April 2000 den Geschäftsbetrieb aufnahm, sind es 27000.
Der neue Eigentümer Direct Line könnte mehr Erfolg haben. In Großbritannien hat das Unternehmen, das seit 1985 auf dem Markt ist, schon 3,1 Millionen Kunden in einem Gesamtmarkt von 25 Millionen Privatfahrzeugen gewonnen. Mit 37 Millionen Privatfahrzeugen ist der deutsche Markt größer. Außerdem gibt es Anzeichen für allgemeine Preiserhöhungen in der Autoversicherung.
Quelle: Financial Times Deutschland
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