Andreas Varnhorn Karlsruher Versicherung – Die Tochter der Münchener Rück agiert deutlich vorsichtiger zur Riester-Rente als ihre Konzernschwestern Victoria und Hamburg-Mannheimer. Vorstandschef Schareck sieht hohen Nachbesserungsbedarf beim Gesetz. Seite 18.
Karlsruher zurückhaltend bei Riester-Rente
Mit der Riester-Rente wird die Karlsruher Lebensversicherung erst nach 12 bis 14 Jahren Geld verdienen. Hohe Vorfinanzierungskosten für Provisionen und Anfangsinvestitionen von zusammen 100 Mio. bis 170 Mio. DM führten zu diesem langen Vorlauf, sagte Bernhard Schareck, Chef der Karlsruher Gruppe. Die Karlsruher dürfte damit nicht allein sein: Andere Unternehmen, die weniger kapitalstark sind und ihre Kosten von außen, zum Beispiel durch Rückversicherer,vorfinanzieren lassen müssen, werden noch länger brauchen, ehe sie mit der Riester-Rente die ersten Gewinne machen.
Das Unternehmen agiert deutlich vorsichtiger beim privaten Rentenversicherungsboom als die Konzernschwestern Victoria und Hamburg-Mannheimer in der Münchener-Rück-Gruppe. Man höre aus dem Markt, dass die Victoria schon 25000 und der Konkurrent Aachener und Münchener sogar 80000 Verträge verkauft habe, sagte Schareck. „Wir haben von unserem Vorschaltprodukt, das später in Riester-Produkte umgewandelt werden kann, bisher 57 abgesetzt“, sagte Schareck am Dienstagabend. Nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch werde es verkauft. Bei den Riester-Verträgen gebe es einen hohen Beratungsbedarf. „Deshalb haben wir unseren Kunden einen Optionsschein angeboten, in dem wir die Beratung anbieten. Davon erhalten wir täglich 300 bis 500 zurück. Aber das sind keine Abschlüsse“, sagte Schareck.
Bei dem Gesetz gebe es 118 offene Fragen, die teilweise durch Verordnungen der Regierung, teilweise auch durch eine Änderung des gerade beschlossenen Gesetzes ausgeräumt werden müssten. Dazu gehören etwa die Vorschriften zum Kapitalerhalt, nach denen die Anbieter ihren Kunden zumindest das eingezahlte Kapital garantieren müssen. Nach dem jetzigen Gesetzestext bezieht sich die Garantie nur auf den Eigenbeitrag des Versicherten, nicht auf die staatlichen Zulagen. „Gewollt ist natürlich die Einbeziehung der Zulagen“, glaubt Schareck.
Die Karlsruher hat zwei Riester-Produkte fertig konzipiert. In dergemischten Variante fließt ein Teil des Beitrags in konventionelle Lebensversicherungs-Anlagen mit wenig Aktien. Damit wird die Kapitalerhaltsgarantie gedeckt. Der Rest geht in Fonds. Als Zweites bietet das Unternehmen eine klassische Rentenversicherung mit Riester-Vorgaben.
Schareck beunruhigt es nicht, dass die Karlsruher anders vorgeht als die Victoria, die ihre Förder-Rente in den Markt drückt, oder die Hamburg-Mannheimer, deren Herren Kaiser auch schon unterwegs sind. „Wir sind Konkurrenten“, sagte er. „Unser Ansatz ist eher beratungsintensiv.“
Anders als Victoria und Hamburg-Mannheimer gehört die Karlsruher nicht zur Ergo, der Erstversicherungsholding der Münchener Rück, sondern wird direkt aus München gesteuert.
Das soll sich auch nicht ändern, wenn die Münchener Rück in 2002 die 36 Prozent an der Karlsruher übernimmt, die zurzeit noch der Allianz gehören. Dann hält der Rückversicherer 90 Prozent. Fünf Prozent an der Karlsruher liegen bei der genossenschaftlichen GZ-Bank, an der im Gegenzug die Karlsruher ebenfalls fünf Prozent hält, der Rest ist bei kleineren Aktionären.
Vermutungen, dass die Münchener Rück die Karlsruher-Gruppe nur deshalb außerhalb der Ergo lässt, um sie bei Gelegenheit leichter gegen eine attraktive Übernahme im Ausland tauschen zu können, hält Schareck für wenig wahrscheinlich. „Eine unserer Stärken ist die lokale Verbundenheit zu den Genossenschaftsbanken. Diese Achse würde sofort wegbrechen, wenn wir verkauft würden“, meint Schareck. Dann würden die Banken nicht mehr mit der Karlsruher kooperierenwollen.
Mehr als 40 Prozent des Lebens-Neugeschäfts des Versicherers werden in den Filialen der regionalen Genossenschaftsbanken abgeschlossen. Dort konkurriert die Karlsruher sogar erfolgreich mit der R+V-Gruppe, dem genossenschaftseigenen Versicherer, der in denselben Filialen seine Policen anbietet.
Im Jahr 2001 verläuft das Geschäft gut. In der Lebensversicherung boomen vor allem Berufsunfähigkeitsprodukte, eine Reaktion auf die Reduzierung der staatlichen Erwerbsunfähigkeitsrenten für unter 40-Jährige. In den Sachsparten fördert die Karlsruher Versicherung das Autogeschäft, von dem sie sich langfristig gute Gewinne erwartet. Die kleine Tochter Karlsruher Beamten-Versicherung, die fast nur über Maklerarbeitet, baute den Bestand um 70 Prozent aus, wiederum vor allem in der Kfz-Versicherung.
Quelle: Financial Times Deutschland
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