Erlös aus Verkauf des Auslandsgeschäfts hat positive Wirkung – Kräftiges Wachstum in Leben die Folge. Von Herbert Fromme, Oberursel
Vor allem der hohe Verschleiß an leitendem Personal kennzeichnete die Versicherungsgruppe Alte Leipziger (AL) in den vergangenen Jahren. Der langjährige Vorstandschef Hanns-Jürgen Weigel wurde im Oktober 1998 aus dem Unternehmen gedrängt. Axel Holzwarth, sein Nachfolger bei der größten Konzerngesellschaft Alte Leipziger Lebensversicherung, musste im Januar 2001 ohne Angabe von Gründen gehen.
Doch Hermann Gühring findet die Turbulenzen nicht der Erwähnung wert. Gühring, Vertrauter des mächtigen Aufsichtsratschefs Paul Wolf, ist seit Januar Vorstandsvorsitzender aller wichtigen AL-Konzernmitglieder. Vorher war er das nur bei der Hallesche-Nationale Kranken. „Über die Vergangenheit sprechen wir nicht“, sagt Gühring.
Die Alte Leipziger versucht verzweifelt, sich den Anschein der Normalität zu geben. Auf den ersten Blick geben die Zahlen Gühring Recht, der mit dem Ergebnis 2000 „sehr zufrieden“ ist. Der Umsatz stieg um 2,0 Prozent auf 4,55 Mrd. DM. Vor allem die AL Leben legte stark zu und konnte ein Plus von 7,0 Prozent auf 2,06 Mrd. DM vorweisen – deutlich über dem Marktschnitt von 3,7 Prozent Wachstum. Hauptgrund: Die Alte Leipziger konnte ihre Position in der über Makler vertriebenen betrieblichen Altersvorsorge, bei der sie jahrelang zurückgefallen war, wieder ausbauen und erhebliche Einmal-Beiträge einsammeln. Dafür musste sie Kunden und Maklern etwas bieten und die Nettoverzinsung weiter von 7,58 Prozent auf 8,25 Prozent steigern. Möglich sind solche Traumrenditen im gegenwärtigen Zinsumfeld nur durch Sondererträge. In diesem Fall nutzte die AL vor allem die Gewinne aus dem Verkauf ihrer Osteuropaholding AL Europa und des Rückversicherungsgeschäfts. Beides ging an die Münchener Rück. Wie lange der Verkaufserlös einen positiven Effekt hat, ist schwer zu beurteilen – Gühring will zur Höhe des erzielten Gewinns nichts sagen.
Seit Montag verkauft die AL Riester-Produkte. Auch hier setzt sie vor allem auf die betriebliche Altersvorsorge. Im Privatkundengeschäft bietet sie Riester-fähige Standardpolicen an. Die Provisionen sollen, wie im Gesetz gefordert, über zehn Jahre gestreckt werden. Nur in Ausnahmefällen erhalten Vermittler eine vorfinanzierte Einmalzahlung. Sie wird allerdings abdiskontiert und muss durch eine Bankbürgschaft gedeckt sein.
Quelle: Financial Times Deutschland
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