Deutliche Erhöhungen nötig-Problem Euro-Umtausch. Von Herbert Fromme, Köln
Die deutschen Transportversicherer haben im Jahr 2000 einen Rekordverlust von 500 Mio. DM eingefahren. „Das ist so viel wie die Verluste der letzten fünf Jahre zusammen“, sagt Franz-Rudolf Golling, Vorsitzender des Fachausschusses Transport im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Für 2001 erwartet er noch keine wirkliche Besserung. Allerdings gebe es Anzeichen für einen grundlegenden Wandel, meint Golling, der Vorstandsmitglied der Wüba-Versicherung ist.
Die Transportversicherung gehört zu den am heißesten umkämpften Geschäftsfeldern unter den Industriedeckungen. Hier werden Waren gegen Transportbeschädigung oder Diebstahl versichert, Speditionen gegen Ansprüche ihrer Kunden sowie Schiffe, Sportboote, Werttransporte und Reisegepäck. Die größten Anbieter solcher Policen sind Allianz, Axa Colonia und Gerling, auch die Zürich und die Victoria (Münchener Rück) gehören zur Spitzengruppe.
Mit den Prämieneinnahmen der Branche ist Golling gar nicht so unzufrieden – sie lagen mit einem Plus von 1,62 Prozent auf 3,2 Mrd. DM im grünen Bereich. Doch die Schadenseite hat den Unternehmen die Bilanz verhagelt. „Die Schadenquoten sind eine einzige Katastrophe“, sagte Golling. Diese Quoten zeigen die Zahlungen der Versicherer für Schäden plus ihre Schadenrückstellungen in Prozent der Beitragseinnahmen an. Die Speditionsversicherung habe Schadenquoten von bis zu 150Prozent. „Rechnet man noch einmal die Kosten mit einem realistischen Satz von 30 Prozent hinzu, kann man sich ausrechnen, welcher Verlust bleibt.“ Auch in der Warenversicherung – mit 1,44 Mrd. DM der größte Bereich – seien die Ergebnisse schlecht. Bei Lkw-Diebstählen zahlen die deutschen Versicherer pro Fall durchschnittlich 170000 DM nur für die Ladung, allein für einen in Nürnberg gestohlenen Lkw mit Maschinenteilen waren es stolze 2,8Mio. DM.
Golling sieht Licht am Horizont. „Wir kommen gerade in die zweite Phase der Marktsanierung“, sagte er. In der ersten Phase gäben Unternehmen, die solche Verluste nicht mehr mitmachen wollten, Geschäft auf, allerdings fänden Kunden andere Versicherer, die zu den alten Bedingungen anböten. „Erst wenn auch dieser Restmarkt die Zeichen der Zeit erkannt hat, beginnt die zweite Stufe. Das ist jetzt der Fall“, schätzt Golling. Komme es jedoch nicht zu deutlichen Preiserhöhungen von rund 50 Prozent, werde es unversicherbare Risiken geben. „An den Gedanken kann sich die Wirtschaft wohl schwerlich gewöhnen.“
Schon heute hätten Werttransportunternehmen Probleme, für die Zeit der Euro-Umstellung adäquaten Versicherungsschutz zu finden. „Es gibt kaum freie Versicherungskapazität. Das Problem ist weitgehend ungelöst“, sagte Golling.
Quelle: Financial Times Deutschland
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