Die meisten Lebensversicherer zahlen bei Riester-Produkten sowohl auf den Eigenbeitrag des Versicherten als auch auf den staatlichen Zuschuss Provision. Das zeigen Stellungnahmen aus der Branche. „Fast alle Versicherer gehen so vor“, sagte Nürnberger-Vorstand Werner Rupp. „Wir sehen das an den uns vorliegenden Provisionsvereinbarungen von Wettbewerbern.“
Die Riester-Rentenprodukte werden vom Staat je nach Kinderzahl mit bis zu 92Prozent gefördert – ab 2008 stehen dafür 21Mrd.DM bereit. Die Frage ist: Wie viel davon wandert in die Taschen der Vermittler? Lohnt sich für sie der Verkauf der ohnehin kleinen Riester-Verträge überhaupt, wenn für den Zuschuss kein Geld fließt?
„Wir zahlen zunächst eine Provision für den Anteil, den der Versicherte einbringt“, beschreibt Frank Neuroth, Direktor bei der Victoria Lebensversicherung, die Praxis in der Ergo-Gruppe. Zu ihr gehört auch die Hamburg-Mannheimer (HM). Vertreter von Victoria oder HM erhalten bei Riester 2,3 Prozent der gesamten Beitragssumme als Vergütung, das entspricht etwa 75 Prozent der Normalprovision für eine Lebenspolice. Für einen Kunden mit Durchschnittsverdienst, durchschnittlicher staatlicher Förderung und einer Laufzeit der Police von 30 Jahren sind das etwa 180 DM. Auch die Anpassung der Riester-Beiträge auf vier Prozent in drei Stufen bringt jedes Mal Provision, allerdings sinkt das Niveau etwas wegen der kürzeren Laufzeit. Beim Höchstbeitrag und 30 Jahren Laufzeit erreicht die Provision maximal 720 DM und ist ebenfalls – leicht reduziert – noch dreimal fällig.
Die Ergo-Unternehmen zahlen auch auf den staatlichen Zuschuss Provision. „Das behandeln wir wie einen Einmalbeitrag für eine Lebensversicherung, der mit dem gleichen Satz von 2,3 Prozent verprovisioniert wird“, sagt Neuroth. „Wenn der Staat etwa 200 DM zahlt, führt das zu 4,60 DM Provision für den Vermittler.“ Erstmals fließt dieses Geld 2003, denn erst dann überweist die Regierung die Zuschüsse für die in 2002 gezahlten Beiträge.
Ähnlich verfährt die Allianz. Vertriebschef Hansjörg Cramer hatte in der vergangenen Woche zwar noch betont, nur die Zahlung durch den Kunden werde provisioniert. Aber auch beim Marktführer gibt es Geld für die Vertreter, wenn der Staat überweist – allerdings nicht vergleichbar mit der Abschlussprovision, die auf den Kundenanteil fällig wird. Das habe Cramer gemeint, sagte ein Sprecher.
Die Axa Colonia dagegen will ausdrücklich nur Provisionen für Beiträge zahlen, die vom Kunden stammen, sagte Vorstandsmitglied Wolfram Nolte im Mai. Für den Staatszuschuss gebe es kein Geld. Ob der Konzern bei der angespannten Konkurrenzsituation um Vertriebskapazitäten bei dieser Position bleiben kann, wird in der Branche bezweifelt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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