Das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen führt Gespräche mit der Hannoverschen Lebensversicherung über die Kapitalanlagen des Unternehmens. Finanzchef Tim Kettemann bestätigte, dass der Versicherer auch als Folge dieser Diskussionen die Aktienquote von 15 Prozent Anfang des Jahres auf sieben Prozent herunterfährt. Die Bewertungsreserven – die Differenz zwischen Buchwert und Marktwert der Kapitalanlagen – sind mit weniger als 0,75 Prozent des Buchwerts „sehr eng“, sagte er. Marktführer Allianz liegt bei 15,8 Prozent, andere große Versicherer bei sechs Prozent. Die Gespräche mit dem BAV seien nicht ungewöhnlich, so Kettemann. „In der jetzigen kritischen Situation am Aktienmarkt redet das Amt mit vielen Unternehmen.“
Die Hannover Leben, mit 951 Mio. DM die Nummer 20 im deutschen Markt, ist ein Versicherungsverein, der fast ausschließlich direkt per Telefon oder Post verkauft und keine Vertreter hat. Entsprechend niedrig ist die Kostenquote. An der Gesellschaft scheiden sich die Geister. Verbraucherschützer loben die zeitnahe Gutschrift von Gewinnen an die Versicherten, in Vergleichen von Testmagazinen kommen die Hannoveraner in der Regel gut weg.
Konkurrenten mokieren sich darüber und verweisen auf eine angeblich problematische Anlagepolitik – jahrelang hatte das Unternehmen gar keine Aktien, stieg aber dann zu einem ungünstigen Zeitpunkt ein und war sehr aktiv im Derivate-Geschäft.
Im vorigen Jahr erzielte die Hannover Leben 5,2 Prozent Rendite auf Kapitalanlagen, nach 7,2 Prozent in 1999. Sie schreibt ihren Kunden aber 6,75 Prozent beziehungsweise 6,5 Prozent (für Rentenversicherungen) gut. Über eine mögliche Kürzung will die Versicherung, wie viele andere, im Herbst entscheiden. In den Modellrechnungen für Kunden rechnet sie schon mit sechs Prozent.
Wenn keine Bewertungsreserven mehr vorhanden sind, ist ein Lebensversicherer nicht am Ende: Er muss dann einen Teil der Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) für Gutschriften verwenden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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