Die steigende Zahl von Unternehmenszusammenbrüchen hinterlässt Spuren bei der Hermes Kreditversicherung in Hamburg. Zwar stiegen die Beitragseinnahmen der Allianz-Tochter um 19 Prozent auf 300 Mio. Euro, weil sich mehr Unternehmen gegen die Zahlungsunfähigkeit ihrer Kunden absichern. Aber gleichzeitig musste das Unternehmen eine deutlich höhere Schadenlast tragen. Die Schadenquote – das Verhältnis von Schadenaufwand zu Prämieneinnahmen – stieg von 48 Prozent im ersten Halbjahr 2000 auf 77 Prozent in diesem Jahr. Hermes musste also 230 Mio. Euro aufwenden, weil die Kunden zahlungsunfähig wurden oder untreue Mitarbeiter finanziellen Schaden anrichteten.
Vor allem die kritische Lage der Bauwirtschaft und einige Großschäden werden teuer. Dazu gehören die Schwierigkeiten des Hamburger Elektrofilialisten Brinkmann und die Insolvenzen des Stuttgarter Strickmaschinenbauers Terrot sowie des Textilvertriebs NKD in Bindlach.
Allerdings wird der größte Teil des Verlustes von den Rückversicherern getragen, bei denen Hermes sich selbst absichert: Das Unternehmen behält nur 30 Prozent des Geschäfts, der Rest geht an die Münchener Rück, die Konzernmutter Allianz AG und andere Rückversicherer.
Die höheren Verluste stammenallein aus dem eigentlichen Kreditversicherungsgeschäft. Die als Hermes-Deckung bekannte Exportkreditversicherung verwaltet das Unternehmen gegen Gebühr, das Risiko trägt der Bund.
Für das Gesamtjahr erwartet Vorstandschef Bodo Goschler kein Nachlassen des Schadendrucks. Bisher hatte er mit 28000 Insolvenzen in Deutschland gerechnet. „Das müssen wir nach oben korrigieren, auch wenn noch keine genauen Zahlen vorhersagbar sind.“ Der Nachfrage nach Kreditversicherung nützt das.
Allerdings rechnet Goschler nicht damit, für das volle Jahr 2001 die 19 Prozent Wachstum halten zu können. Denn in mehreren Ländern Westeuropas übertragen die Hamburger gerade schrittweise ihre Portfolios an das Pariser Schwesterunternehmen Euler, ebenfalls Mitglied der Allianz-Gruppe. Innerhalb der Allianz-Gruppe sind Euler und Hermes für verschiedene Regionen zuständig und legen das Geschäft dort zusammen.
Im Herbst wird die neue Tochter Hermes Rating mit Auftragsratings beginnen. Ihr Rating für den Mittelstand möchte Hermes gerne als Standard etablieren.
Quelle: Financial Times Deutschland
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