Die Versicherungsbranche hat die größte Hürde zur Akzeptanz der von ihr eingerichteten Schlichtungsstelle, dem Versicherungs-Ombudsmann, genommen. Die wichtigsten Verbraucherorganisationen wollen sich am Beirat des Ombudsmanns beteiligen. Dazu gehören Verbraucherzentrale Bundesverband, Stiftung Warentest und der Bund der Versicherten. Auch der ADAC istvertreten.
Der Ombudsmann Wolfgang Römer nimmt am 1. Oktober seine Arbeit auf. Römer war bis Ende Juni Richter am Bundesgerichtshof. Die Schlichtungsstelle wird von einem Verein getragen, in dem mehr als 100 Versicherer Mitglied sind. Der Ombudsmann hat 15 Mitarbeiter, die Gesamtkosten belaufen sich auf sechs Mio. DM. Mit der Einrichtung dieser Stelle nehmen die Versicherer allen Versuchen, die Befugnisse des staatlichen Bundesaufsichtsamts für das Versicherungswesen in Richtung Verbraucherschutz zu stärken, den Wind aus den Segeln.
Römer beschäftigt sich nur mit Beschwerden gegen Unternehmen, die dem Verein angehören – und auch nur von Kunden dieser Unternehmen. Geschädigte in einem Unfalletwa, die eine Beschwerde gegen den Versicherer des Unfallverursachers haben, fallen nicht in seine Zuständigkeit. Das könne sich vielleicht einmal ändern, sagte Bernd Michaels, Chef des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft und Vorstandsvorsitzender des Vereins. Der Ombudsmann entscheidet bindend bei einem Streitwert bis 5000 Euro, bis 50000 Euro gibt er Empfehlungen. „Das ist schon jetzt ein Riesenschritt für die Unternehmen, dass sie die Entscheidung in die Handeines Dritten geben.“
Eingaben werden nur angenommen, wenn der Kunde sich bereits vorher bei der Versicherung beschwert hat und sechs Wochen Zeit für eine Antwort gegeben hat. Auch darf nicht schon ein Gericht oder eine andere Schiedsstelle über den Fall verhandeln. Die privaten Krankenversicherer haben sich nicht angeschlossen, sie gründen gerade ihr eigenes Ombudsmann-System.
Quelle: Financial Times Deutschland
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