Um die richtigen Abschreibungsfristen für Schiffe streiten derzeit die deutschen Emissionshäuser für Schiffsbeteiligungen. Durch unseriöse Prospektierung würden schwarze Schafe der Branche über kurz oder lang die Anleger vergraulen, fürchtet das Emissionshaus Gebab. Das Unternehmen aus Meerbusch fordert vom Finanzministerium, die Vorschriften zur Abschreibung zu präzisieren.
Die Emissionshäuser bieten Privatleuten die Möglichkeit, sich an der Finanzierung von Schiffen, zumeist Neubauten, zu beteiligen. Seit rund zwei Jahren muss dabei laut Gesetz die mögliche Rendite im Vordergrund stehen. Viele Anleger sind aber noch immer an den Verlusten interessiert, die vor allem in der Anfangsphase der Projekte entstehen. Diese können sie, wenn auch nur noch begrenzt, mit Gewinnen oder Einnahmen aus anderen Quellen verrechnen und so Steuern sparen.
Im Jahr 2000 sammelten die Emissionshäuser über ihre Vertriebspartner 2,83 Mrd. DM an privatem Kapital für Schiffsbeteiligungen ein, rund 20Prozent mehr als im Vorjahr. Der größte Teil davon wird über unabhängige Finanzberater verkauft.
Nach Überzeugung der Gebab müssen die Schiffsfinanzierer bei der Planung der Fonds die Abschreibungszeit mit der vorgesehenen Betriebsdauer des Schiffes – meist 15 Jahre oder mehr – synchronisieren. „Aber daran halten sich nicht alle“, kritisiert Dirk Schildwächter, Marketingleiter und künftiger Chef von Gebab. Einige Emissionshäuser setzen kürzere Abschreibungsfristen an. Die Folge: Die steuerlich wirksamen Verluste in den ersten Jahren erscheinen noch höher, den Anlegern erscheinen diese Fonds attraktiver.
„Irgendwann werden die Steuerbehörden diese Praxis beanstanden und Rückzahlungen anordnen“, erwartet Schildwächter. Enttäuschte Anleger würden dann der Branche den Rücken kehren, fürchtet er.
Ohnehin haben es Schiffsfinanzierer momentan nicht leicht, Kunden zu finden. Zwar erscheine diese Anlageform in schwierigen Börsenzeiten als besonders attraktiv gegenüber Aktien, so Schildwächter. Vielen potenziellen Anlegern fehle durch die Börsen-Baisse aber schlicht die Liquidität für Schiffsbeteiligungen.
Einige Emissionshäuser, wie etwa die Hamburgische Seehandlung, verteilen die Einlage daher auf mehrere Raten. Mit den ersten Steuererstattungen lassen sich so die nächsten Raten zahlen. Wer sein Geld aberirgendwann dringend braucht, hat es bei Schiffsbeteiligungen schwer: „Einen liquiden Zweitmarkt gibt es noch nicht“, so Silke Wöhler, Vertriebsleiterin bei der Hamburgischen Seehandlung, die der Warburg-Bank und der Reederei F. Laeisz gehört.
Die Gebab will in diesem Jahr rund 125 Mio. DM an Schiffsbeteiligungen platzieren. Etwa 70 Schiffe der Gebab sind zur Zeit in Fahrt. Fünf weitere Containerschiffe hat das Unternehmen bereits bestellt.
Gegründet wurde Gebab 1985. Mit 1,6 Mrd. DM an eingeworbenem Anlegerkapital zwischen 1990 und 2000 ist sie die Nummer vier auf dem deutschen Markt. Jetzt will das Unternehmen seine Vertriebswege ausbauen und Schiffsbeteiligungen auch über die Sparkassen verkaufen. Gespräche dazu laufen mit den Landesbanken der norddeutschen Bundesländer, Nordrhein-Westfalens und Bayerns, sagte Schildwächter.
Quelle: Financial Times Deutschland
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