Die Kölner Versicherungsgruppe Roland wagt sich in ein neues Geschäftsfeld. Der Rechtsschutzversicherer, der bereits Tochterunternehmen für die Bereiche Schutzbrief und Assistance hat, ist seit dem 1. Oktober auch mit einem Prozessfinanzierer aktiv.
Prozessfinanzierer übernehmen in einem Rechtsstreit für den Kläger alle Kosten des Verfahrens, egal, wie es ausgeht. Gewinnt der Kunde den Prozess, erhält der Financier einen Anteil der durchgesetzten Forderung. Roland ist nach der DAS der zweite Versicherer mit eigenem Prozessfinanzierer. Weitere Unternehmen stehen in den Startlöchern; die Probleme des verlustschreibenden reinen Prozessfinanzierers Foris, der am Neuen Markt notiert ist, schrecken sie offenbar nicht ab.
Die Roland Prozess Finanz AG übernimmt das Kostenrisiko bei Fällen mit einem Streitwert ab 50000 Euro. Im Erfolgsfall erhält sie 30 Prozent, bei Beträgen über 500000 Euro reduziert sich der Anteil auf 20 Prozent.
Die Prozess Finanz übernimmt einen Fall, wenn seine Erfolgsaussichten bei mindestens 90 Prozent liegen. Das Unternehmen prüft auch die Solvabilität des Gegners. Wegen der hohen Kosten eines jeden Verfahrens mache ein Engagement bei einem Streitwert unter 50000 Euro nur in Ausnahmefällen Sinn, erläutert Vorstand Martin Lenz. Seine Hauptzielgruppe sieht Anwalt Lenz bei mittelständischen Unternehmen und Freiberuflern, die in der Regel zwar die Prozesse selbst finanzieren könnten, aber den Liquiditätsabfluss vermeiden wollen.
Roland Schlitt vom Vorstand der Roland Rechtsschutz-Versicherung rechnet mit schwarzen Zahlen für das junge Unternehmen in fünf bis acht Jahren. Schlitt hofft, dass die Prozess Finanz 50 bis 70 Fälle pro Jahr finanzieren wird.
Das Angebot erreiche Kunden, bei denen die Rechtsschutzversicherung nicht greift oder die keine entsprechende Deckung abgeschlossen haben, sagte Schlitt. „Es wird keinen Kannibalismus in die Bestände der Rechtsschutzversicherung geben.“ Marktvorteile gegenüber kleinen, unabhängigen Anbietern sieht er in der Einbindung der Prozess Finanz in eine große, solvente Gruppe.
Quelle: Financial Times Deutschland
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