Von Herbert Fromme, Köln Die Vereinigte Postversicherung (VPV) in Stuttgart ändert grundlegend ihre Gruppenstruktur. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung sollen die Mitgliedervertreter heute über die Änderung abstimmen. Vor allem steuerliche Gründe bewegen die VPV. „Die Maßnahme führt dazu, dass Gewinne und Verluste, die in den einzelnen Gesellschaften anfallen, steueroptimal in der VPV Holding verrechnet werden können, was insgesamt zu einer steuerlichen Minderbelastung der VPV Versicherungen führt“, freut sich Vorstandschef Werner Schorn in einem Brief an die Mitarbeiter.
Doch könnte ihm genau dieser angestrebte Vorteil schon morgen verloren gehen. Wie gestern berichtet, will die rot-grüne Koalition in Berlin am Mittwoch die gruppeninterne Verrechnungsmöglichkeit für Versicherer abschaffen.
Die VPV wird ihre Umstrukturierung dennoch durchführen – sie bringt auch andere Vorteile. Die Gruppe besteht zur Zeit aus dem Lebensversicherungsverein Vereinigte Postversicherung VVaG als Obergesellschaft, die eine Reihe von Töchtern kontrolliert. Dazu gehören die Sachversicherung VPV Allgemeine AG und der zweite Lebensversicherer der Gruppe, die VPV Lebensversicherung AG.
Zwischen den Oberverein und die Töchter zieht die Gruppe jetzt die VPV Holding AG ein. Sie gehört vollständig dem Verein und hält 100 Prozent der VPV Leben sowie 74,9 Prozent der Sach. Den Rest hält die HUK-Coburg.
Mit dieser Struktur sei das Unternehmen künftig für Kooperationen am Markt „modern aufgestellt“, erklärte Schorn. Denn an der Zwischenholding können sich andere Versicherer beteiligen, sie kann aber auch Kapitalmarktmaßnahmen – bis hin zum Börsengang – durchführen.
Die VPV nutzt den Bauplan der Parion-Gruppe, die als Erste eine solche Umwandlung durchführte und dafür auch die notwendige Zustimmung der Versicherungsaufsicht erreichte. Die Signal-Iduna-Gruppe, Dortmund/Hamburg, und die kirchliche Versicherungsgruppe Bruderhilfe in Kassel bereiten ähnliche Strukturen vor. Zahlreiche andere Vereine denken über eine Umwandlung nach. Dazu gehören die DEVK in Köln und die Inter in Mannheim.
Damit hat sich das Parion-Modell als Weg für die Demutualisierung in Deutschland – die Umwandlung von Versicherungsvereinen in Aktiengesellschaften – durchgesetzt. Es hat einen großen Vorteil für die Versicherer: Anders als in Großbritannien oder den USA müssen die sich umwandelnden Vereine ihren Versicherten keinen Ausgleich zahlen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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