Von Herbert Fromme, Köln Die Hannoversche Lebensversicherung verhandelt mit einer Reihe möglicher ausländischer Partner über eine enge Kooperation. Die Zusammenarbeit kann auch eine Kapitalbeteiligung beinhalten. Da bei einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit keine direkte Kapitalbeteiligung möglich ist, wird das Unternehmen entweder eine neue Zwischenholding einziehen, an der sich ein Partner beteiligt, oder ein Joint Venture für das Neugeschäft gründen.
Hannoversche Leben war in den vergangenen Wochen wegen des starken Falls der Nettorendite in die Schlagzeilen geraten. Nach Informationen der Financial Times Deutschland hat der Versicherer die Investmentbank Merrill Lynch beauftragt, sie bei bei der Auswahl eines Partners zu unterstützen. Als Interessenten nennen Versicherungskreise die niederländischen Unternehmen Eureko und Aegon, CGNU und Prudential aus Großbritannien, CNP aus Frankreich und Swiss Life/Rentenanstalt aus der Schweiz.
Verhandlungen zwischen der Hannoverschen Leben und ihrem langjährigen britischen Partner Standard Life blieben bisher offenbar erfolglos.
Vorstandschef Eckart von Uckermann bestätigte, dass Gespräche mit mehreren Unternehmen geführt werden, wollte aber keine Einzelheiten nennen. Zu Spekulationen über finanzielle Schwierigkeiten sagte er: „Wir müssen nicht aufgefangen werden, unsere Situation ist äußerst stabil.“ Der Grund für die Partnersuche sei die neue Lage im deutschen Altersvorsorge-Markt. „Wir sind mit 30 Prozent unseres Geschäfts in der betrieblichen Altersversorgung tätig. Bei den jetzt neu auf den Markt kommenden Pensionsfonds konkurrieren wir mit Unternehmen wie Allianz und Gerling.“ Da seien größere Anlagevolumen sinnvoll, die nur mit einem Partner darstellbar seien.
Die Hannoversche Leben ist umstritten in der deutschen Assekuranz. Im Jahr 2000 sind per Post, Telefon oder Internet 951 Mio. Euro Prämieneinnahmen erzielt worden. Wegen niedriger Kosten und vergleichsweise hohen Ausschüttungen hielt der Versicherer lange Top-Positionen in Lebensversicherungs-Vergleichen.
Inzwischen hat das Unternehmen Schwierigkeiten, die früher üblichen hohen Renditen für seine Kunden zu verdienen. Es musste die Überschussbeteiligung von über sechs auf fünf Prozent senken. Die meisten Konkurrenten wollen weiter über sechs Prozent bieten. Die stillen Reserven – die Differenz zwischen Marktwert und Buchwert – sind inzwischen auf 0,4 Prozent der Kapitalanlagen von insgesamt 9,1 Mrd. Euro abgeschmolzen. Von Uckermann begründet das mit den früheren zeitnahen Ausschüttungen für die Kunden. Jetzt sei die Hannoversche Leben aber gut aufgestellt. In 2001 könne die Gruppe sowohl die zugesagte Gewinnbeteiligung erwirtschaften als auch die Rückstellungen für Beitragsrückerstattung stärken.
Er gab aber zu, dass dafür auch ungewöhnliche Mittel eingesetzt werden. So hat der Versicherer 2001 für 600 Mio. Euro so genannte Step-Down-Anleihen gekauft. Sie bringen im ersten Jahr zwölf Prozent, dann sinkt der Zinssatz bis auf 4,5 Prozent. Der Vorwurf, hier werde das Ergebnis 2001 auf Kosten der späteren Jahre geschönt, sei nicht zutreffend, sagte von Uckermann. „Das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen hat das so akzeptiert.“
Zitat:
„Wir müssen nicht aufgefangen werden, unsere Situation ist stabil“ – Eckart von Uckermann
Quelle: Financial Times Deutschland
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