Von Rolf Lebert, Frankfurt, und Herbert Fromme, Köln Die Deutsche Bank und Zurich Financial Services (ZFS) haben die im September getroffene Grundsatzvereinbarung über den Austausch von Beteiligungen endgültig besiegelt. Nur über die Zukunft der Globalen Krankenversicherung in Köln wird noch verhandelt.
Nach dem gestern unterschriebenen Vertrag übernimmt die Deutsche Bank von ZFS den amerikanischen Vermögensverwalter Scudder für 2,5 Mrd. $. Nicht enthalten ist Threadneedle Investments, der britische Vermögensverwalter der ZFS.
Parallel wird die Deutsche Bank ihre 75,9-prozentige Beteiligung an der Versicherungsholding der Deutschen Bank an die Zurich abgeben. Über diese Beteiligung hält die Deutsche Bank den Deutschen Herold, ihren Partner im Lebensversicherungsgeschäft. Darüber hinaus werden die Versicherungsaktivitäten in Italien, Spanien und Portugal an die ZFS veräußert. Im Rahmen der eingehenden Bewertung der Unternehmen wurde für die gesamten Versicherungsaktivitäten ohne die Vertriebsgesellschaft Bonnfinanz und die Deutsche Gesellschaft für Vermögensberatung (DGV) ein Preis von 1,5 Mrd. $ ermittelt. Für die Differenz zahlt die Deutsche Bank an ZFS einen Barausgleich, aus dem sich für die ZFS ein Nettoerlös von 700 Mio. $ ergibt.
Mit dieser Transaktion arrondiert die Deutsche Bank ihre Vermögensverwaltung in den USA und stärkt dadurch ihr Kerngeschäft. Der Deal liegt auf der strategischen Linie des Konzerns, bankfremde Aktivitäten abzubauen. „Wir brauchen Versicherungsprodukte, aber wir brauchen keine Versicherung“, hatte Vorstandssprecher Rolf-E. Breuer hierzu erklärt. Die Zurich festigt durch die Transaktion ihre Stellung am deutschen Lebensversicherungsmarkt und stößt in die Gruppe der fünf größten Versicherungskonzerne Kontinentaleuropas vor, gibt dafür aber einen Teil des Asset Managements auf, das Hüppi eigentlich zum Kerngeschäftsfeld erklärt hatte.
Die parallel vereinbarten Vertriebsabkommen stärken beide Gruppen in ihren jeweiligen Märkten. So wird die Zürich zusammen mit dem Herold exklusiver Partner der Deutschen Bank für Versicherungsprodukte im Retail-und Privatkundengeschäft in Deutschland, Italien, Spanien und Portugal und bevorzugter Anbieter in anderen kontinentaleuropäischen Ländern. Im Gegenzug wird die Deutsche Bank bevorzugter Anbieter von Vermögensverwaltungsprodukten für die Kunden der Zurich in Kontinentaleuropa und einer der bevorzugten Lieferanten von Bankprodukten.
Als Teil des Abkommens tauschen die beiden auch die Deutsche Bank-Töchter Bonnfinanz und DGV gegen die Vermögensverwaltungsgesellschaften der Zurich in Deutschland (Zurich Invest) und Italien.
ZFS-Chef Rolf Hüppi sagte gestern, die Gruppe sollte im kommenden Jahr wieder auf den Zielpfad von 10 bis 15 Prozent Gewinnwachstum zurückkehren. Bei dem Beteiligungstausch mit der Deutschen Bank werde die ZFS einen Kapitalgewinn von 200 Mio. $ erzielen. Mit dieser Transaktion und dem Börsengang der Rückversicherungstochter Converium kommt ZFS auf einen Verkaufserlös von fast 4 Mrd. $. ZFS wolle sich neu auf das Nichtleben-Geschäft in den USA und Großbritannien konzentrieren, sagte Hüppi weiter. Die Märkte dort seien nun sehr günstig und ZFS als ein führender Anbieter könne von diesen Marktbedingungen profitieren. Hüppi stand in den letzten Monaten nach mehreren Gewinnwarnungen, die darüber hinaus auch noch dilettantisch und häppchenweise kommuniziert wurden, unter heftigem Druck von Anlegern und Analysten.
Ungeklärt ist bisher noch die genaue Zukunft der Globalen Krankenversicherung in Köln. Sie gehört zu 45 Prozent der Versicherungsholding der Deutschen Bank, die jetzt mehrheitlich von der ZFS kontrolliert wird. Die Deutsche Bank besitzt direkt 10 Prozent an der Globalen, die restlichen 45 Prozent hält Gerling.
Mit 122 Mio. DM Prämieneinnahmen steht die Globale Kranken zwar nur auf Platz 31 im deutschen Markt, ist aber zehnmal so groß wie die Zürich Agrippina, eine Neugründung der ZFS, mit ihren 11 Mio. DM. Zur Zeit verhandeln Gerling, Deutsche Bank und ZFS über die künftige Rolle der Globalen. Wahrscheinlich ist, dass die Krankenversicherer langfristig zusammengelegt werden. Die ZFS-Gruppe soll in Deutschland Globale-Policen verkaufen. Die Aktionärsstruktur 45:45:10 bleibt erhalten, hieß es in Versicherungskreisen.
Deutscher Herold
Der Versicherer hat 2,4 Mrd. Euro Bruttoprämieneinnahmen und 2,4 Mio. Kunden. Künftig gehört er mit seinen 3147 Mitarbeitern und 13 800 Vertretern zur Zurich.
Zurich Scudder
Die Deutsche Bank erhält den Asset Manager Zurich Scudder in den Vereinigten Staaten. Er verwaltete Ende Juni Vermögen in Höhe von 278 Mrd. $ und hat 4500 Mitarbeiter.
Bonnfinanz/DGV
Künftig gehören sie zur Zurich. Die Bonnfinanz erzielte Provisionen in Höhe von 104 Mio. Euro, sie hat 72 Mitarbeiter und 1254 Vertreter. Die 14 DGV-Mitarbeiter erzielten 66 Mio. Euro.
Südeuropa
Die Zurich übernimmt die Versicherer der Bank in Italien, Spanien und Portugal mit Bruttoprämien von 982 Mio. Euro und 102 Mitarbeitern.
Quelle: Financial Times Deutschland
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