Von Herbert Fromme, Köln Die Verhandlungen zwischen der Versicherungswirtschaft und der Bundesregierung über einen staatlich rückgedeckten Terror-Versicherungspool sind am vergangenen Freitag ohne Ergebnis geblieben. Weil die Assekuranz bei vielen Industrie-und anderen Großschadenpolicen Terrorrisiken ab 1. Januar 2002 ausdrücklich ausgeschlossen hat, kann das für Kunden ernsthafte Konsequenzen haben.
„Bei den Verhandlungen lagen die Positionen sehr weit auseinander“, hieß es in Versicherungskreisen. Vor allem bei den Größenordnungen des Risikos, das beide Seiten zu tragen bereit sind, gebe es Differenzen. Das von den Versicherern angebotene Modell von deutlich über 1 Mrd. Euro Deckung durch die Branche sei „eher kühl“ aufgenommen worden. Mit den Regierungsvertretern verhandelten Münchener Rück, Swiss Re, General Cologne Re, Allianz, Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI) und Versicherungskammer Bayern.
Die beiden Seiten wollen im Januar wieder zusammenkommen. Sollten sich die Versicherer nicht bereit finden, bis zu einer Lösung Großrisiken doch gegen Terrorschäden abzusichern, drohen wirtschaftliche Schäden. Banken und andere Investoren verknüpfen Finanzierungen in der Regel mit der bindenden Auflage, dass vollständiger Versicherungsschutz für beliehene Gebäude oder Gegenstände vorhanden sein muss. Theoretisch könnten Banken Kredite an Industrieunternehmen fällig stellen, wenn ein Gebäude keine Terrordeckung mehr hat. Bisher war das kein Problem, weil Terrorschäden in den meisten Sach-und Haftpflichtpolicen automatisch mit gedeckt waren. Schwierigkeiten könnte es auch für Großveranstaltungen geben.
Ähnliche Probleme haben Unternehmen in den USA. Dort scheiterte ein Gesetz zur Übernahme von Terrorrisiken durch den Staat im Senat. Mehr als 200 US-Versicherer haben Terrordeckungen zum 1. Januar 2002 aus ihren Verträgen ausgeschlossen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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