Von Herbert Fromme, Hamburg Die deutschen Haftpflichtversicherer decken weiter Terrorrisiken ab. „Es gibt keinen flächendeckenden Ausschluss“, sagte Christian Hinsch, Vorstandsmitglied des Versicherers Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), bei einer Euroforum-Fachtagung. Das hätten Branchenvertreter auch bei einer Sitzung des Haftpflicht-Fachausschusses im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft festgestellt, sagte Hinsch, der stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses ist.
Damit widerspricht er anderen Branchenvertretern wie dem Axa-Chef Claus-Michael Dill, die entsprechende Ausschlüsse schon verkündet hatten.
Auch bei den Rückversicherern sieht Hinsch keinen allgemeinen Terrorausschluss, jedenfalls in Bezug auf Haftpflichtrisiken. Bei den Verhandlungen mit der Regierung in Berlin um die Einführung eines Terrorpools gehe es der Branche vor allem um Sachversicherungsrisiken wie zum Beispiel die Gebäudeversicherung.
Allerdings ist der Haftpflichtschutz für die Industrie deutlich teurer geworden, unabhängig von der Terrordeckung. „Wir erleben eine erhebliche Verhärtung des Marktes, vor allem für die Pharmaindustrie“, sagte Hinsch. In der Spitze seien die Prämien um das Vier-bis Fünffache erhöht worden. Auch bei Produktrückruf-Versicherungen, vor allem für Pkw, und Krankenhausversicherungen habe die Branche die Preise drastisch erhöht, ebenso müssten Hersteller von Futtermitteln nach der BSE-Krise deutlich mehr bezahlen. „Firmen mit niedrigen Haftpflichtrisiken spüren dagegen überhaupt keine Verhärtung“, sagte Hinsch.
Lufthansa-Versicherungschef Ralf Oelßner kritisierte erneut, dass Ende März EU-weit die Haftung der Mitgliedsstaaten für Terrorschäden über 50 Mio. $ wegfallen soll. Das einzige kommerzielle Angebot für Terrordeckungen über 50 Mio. $ sei sehr teuer, sagte Oelßner. Dann koste die Versicherung über 3 $ pro Passagier statt 2,60 $ bei der staatlichen Deckung. Außerdem sei das kommerzielle Angebot schlechter. „Es reicht nur bis zu 1 Mrd. $, die Staatshaftung bis 2 Mrd. $.“ Die kommerzielle Luftfahrt-Terrordeckung könne mit einer Frist von nur sieben Tagen gekündigt werden und decke nur Schäden ab, die vom Flugzeug ausgingen. „Risiken am Boden sind nicht gedeckt.“
Die Lufthansa müsse nach der EU-Festlegung aber wohl in den sauren Apfel beißen, sagte er. American International und ERC Frankona, die beiden führenden Anbieter der kommerziellen Deckung, seien beide eng mit Luftfahrt-Leasingfirmen verbunden, nur deshalb hätten sie das Programm aufgelegt, sagte Oelßner. Es sei aber unzureichend.
Quelle: Financial Times Deutschland
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