Von Herbert Fromme, Köln Ein Wachstum von vier Prozent und eine kräftige Gewinnsteigerung auf 3 Mrd. Euro sagte der Allianz-Konzern gestern für 2002 voraus. Außerdem kündigte das Unternehmen an, dass es den Minderheitsaktionären bei der Dresdner Bank, der Vereinten und der Hermes-Kreditversicherung ein Abfindungsangebot unterbreiten will.
Die Börse feierte die Zahlen aus München. Der Aktienkurs stieg um 6,8 Prozent auf 250,4 Euro. Analysten waren vor allem über die positiven Grundaussagen zum laufenden Jahr erfreut.
Im Jahr 2001 erzielte die Gruppe einen Jahresüberschuss von 1,7 Mrd. Euro, ein deutlicher Rückgang von 51 Prozent gegenüber den 3,46 Mrd. Euro, die der Konzern in 2000 verdient hatte. Allerdings war das damalige Ergebnis durch Sonderfaktoren gekennzeichnet, bereinigt betrug es 2,4 Mrd. Euro.
Dass der Konzern die angestrebten 2,7 Mrd. Euro Gewinn für 2001 nicht erreichen konnte, lag am Terroranschlag auf die USA und dem hohen Schaden aus dem Einsturz des World Trade Center (WTC). Dafür müssen Gruppenmitglieder insgesamt 1,5 Mrd. Euro aufbringen.
Neben dem WTC-Schaden war 2001 durch die Übernahme der Dresdner Bank geprägt. Allerdings ist die Allianz in ihren vorläufigen Zahlen nur beim Terrorschaden präzise. Genauere Daten zur Bank sollen in der nächsten Woche vorgelegt werden.
Gestern war nur zu erfahren, dass die Dresdner seit der Übernahme, die am 23. Juli 2001 effektiv wurde, konsolidierte Nettoerträge aus 4,8 Mrd. Euro erwirtschaftet habe. Darunter versteht die Allianz die Summe aus Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss, Handelsergebnis und Finanzanlagen. Von Risikovorsorge und Verwaltungsaufwand ist nicht die Rede; ob die Dresdner Bank im vierten Quartal einen Verlust gemacht hat oder nicht, bleibt offen.
„Die Gewinnaussage für 2001 lag im Rahmen der Erwartungen“, sagte Carsten Zielke von der WestLB. Er bewertete die Entwicklung des Asset Managements sehr positiv. Die Gruppe verwaltete Ende 2001 Anlagen in Höhe von 1200 Mrd. Euro, nach 713 Mrd. Euro im Vorjahr. Davon waren 616 Mrd. Euro Anlagen für Dritte, einschließlich der 211 Mrd. Euro aus dem Asset Management der Dresdner Bank.
Im Versicherungsgeschäft steigerte die Allianz ihre Prämieneinnahmen um 8,1 Prozent auf 74,2 Mrd. Euro. Dazu trug vor allem die Schaden-und Unfallversicherung bei. Hier verbuchte der Konzern 40,9 Mrd. Euro, 8,7 Prozent mehr. Ausschlaggebend waren Prämienerhöhungen in den Kernmärkten Westeuropas.
In der Lebens-und Krankenversicherung nahm der Konzern 33,3 Mrd. Euro an Prämien ein, ein Plus von 7,4 Prozent. In Deutschland wurden 323 000 Riester-Verträge verkauft, davon 300 000 Lebensversicherungspolicen.
Zu den Kapitalerträgen, einem Kernbereich ihres Versicherungsgeschäfts, machte die Allianz gestern keine Angaben.
Der Konzern wird die Möglichkeit des neuen Übernahmegesetzes nutzen und die Minderheitsaktionäre bei Hermes und Vereinter, die weniger als ein Prozent halten, sowie bei der Dresdner Bank abfinden. Nach dem Vollzug bereits abgeschlossener Terminkaufverträge halte die Allianz bei der Bank 97,2 Prozent, sagte Vorstand Paul Achleitner.
Die drei Unternehmen werden vom Kurszettel genommen. Die Notierung verursache hohe Kosten, für die Aktionäre gebe es wegen der Marktenge Beschränkungen und Risiken. Die Höhe der Abfindungen wird in Bewertungsgutachten festgelegt. Bei der Allianz Leben stellt sich die Frage nach einem Squeeze Out nicht – dafür müsste die Allianz mindestens 95 Prozent haben, sie hält heute 91 Prozent.
Kursschwäche
Schon vor dem 11. September schwächelte die Aktie – wie auch nach der Ankündigung des Dresdner-Bank-Deals.
Prämieneinnahmen
Mit 8,1 Prozent Steigerung auf 74,2 Mrd. Euro lag der Konzern deutlich über seiner Planzahl von fünf Prozent.
Bankrisiko
Entscheidend für den Erfolg ist aber das Gelingen der Integration der Bank.
Quelle: Financial Times Deutschland
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